Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

Retuschen 
einzelner Stellen. 
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Arbeit sein, bei der zumal ein Anfänger überdies Gefahr lauft 
das, was gut ist, zu zerstören; auch ist niemand sicher, schon 
Gelungenes noch einmal mit gleich gutem Erfolg übermalen zu 
können. In keinem Fall aber dürfte man so ohne weiteres diese 
Verbesserungen oder Veränderungen einzelner Stellen in einer 
Partie des Bildes vornehmen und dieselben auf die trockene Farbe 
malen. Ganz abgesehen davon, dal's der Ton, die Farbe, die 
Haltung und mithin auch die Modellierung einer eingeschlagenen 
Partie, und das sind mehr oder weniger alle Übermalungen, 
durchaus nicht deutlich zu erkennen sind, so werden in gröfseren, zu- 
sammenhangenden Partieen einzeln aufgesetzte Farben im- 
mer Flecke. Sie dunkeln sehr merklich, wesentlich und schon 
in kürzester Zeit nach. Allenfalls können Einzelheiten trocken 
bearbeitet werden, die eine geringe Ausdehnung haben und eine 
freie und charakteristische Pinselführung erfordern, wie z. B. die 
brillanten Glanzlichter auf Metall, Glas, Stickereien, überhaupt ein- 
zelne Drucker, sie mögen dunkel oder hell sein 
Schon bei jeder Retusche d. h. bei leichtem Übergeben mit 
dünn aufgetragener Farbe, ist das Anreiben mit einem der er- 
probten Malmittel angeraten. Hier bei dem Retuschieren ganz 
einzelner kleiner Stellen ist es unbedingt notwendig, um jene stark 
hervortretenden Flecken, die sonst immer entstehen, zu vermeiden. 
Es lassen sich hierzu empfehlen: Das gebleichteMohnöl, 
der Kopaivabalsam, der Lukanus-Retuschierfirnis, 
das Schönfeldsche Malmittel, die Kopallösungen, das 
aus Mastix bereitete Ualmittel. Sie sind alle zu verschie- 
denen Zeiten und von verschiedenen Künstlern zu diesen Zwecken 
verwendet worden. Wie bereits immer betont ist, darf die Flache, 
die damit angerieben ist, nur eben nicht trocken sein, d. h. es 
soll so wenig wie möglich davon und dazu verwendet werden. 
Im übrigen sind von den verschiedenen Künstlern mit jedem dieser 
Retuschiermittel seiner Zeit gute Erfahrungen in bezug darauf, 
dafs dadurch Retuschen nicht als Flecke hervortreten, gemacht. 
Das gebleichte Mohnöl und der Kopaivabalsam können als 
die unschuldigsten d. h. am wenigsten schädlichen betrachtet 
werden. Das gebleichte Mohnöl verlangt beim Gebrauch inso- 
fern einige Vorsicht, als es, schon an und für sich sehr zähe, dünn
	        
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