Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

Wirkung nicht zu stark wird und die stoffliche, körperliche Er- 
scheinung des Gegenstandes zu sehr beeinträchtigt, ist notwendig: 
Entweder, dafs in der Vorbereitung die Töne des Lichts, des 
Übergangstons, des Schattens genügend verschieden und stark ge- 
trennt sind durch kontrastierende wärmere und kältere 'l'öne,  
oder man fügt beim Lasieren für die Halbtöne kalte Farben 
(Kobalt, Ultramarin, Berliner Blau, Blauscliirvarz) hinzu und für 
die Schatten wärmere (Beinschwarz, Asphalt, Kasseler läraun, ge- 
brannte Terra di Siena), für die tiefsten Drucker immer die warm- 
sten Töne Mit diesen verschiedenen Tönen kann man auch die 
Wirkung im ganzen und einzelnen (also z. B. einzelner Falten) 
v e r s tä, r k e n, aber niemals durch eine Lasur die Zeichnung that- 
sächlich v erä nd e rn. 
Das Gewand ist fast ausschliefslicwh als Beispiel für die La- 
suren genommen worden, weil sich das Wesen der Lasur am be- 
sten dabei durch Worte erklären lafst. Alle anderen Partieen 
und Gegenstände eines Gemäldes sind für die Lasur ebenso ge- 
eignet, wenn sie, fertig gezeichnet und modelliert, im Ton gean- 
dert, namentlich tiefer, kräftiger oder brillanter in Farbe und 
Dunkelheit werden sollen. Alle Vertiefungen der Architektur, 
in Felsen, Baumen, dunkles Haar, schönes, poliertes Hausgerat, 
Metalle, Waffen, alle Schattenpartieen dunkler und heller Lokal- 
farben eignen sich lasiert zu werden. Wohl die Schatten des 
Fleisches, selten die reinen, hell beleuchteten Lichtpartieen des- 
selben (beim Portrait hiervon wohl fast gar nichts) eignen sich 
zum Lasieren. In den Beiwerken und namentlich den dunkeln, 
sowie hellen Hintergründen wird man lasierend meist am besten 
die erwünschte und beabsichtigte Stimmung erreichen können. In 
figurenreichen Bildern kann man selbst ganze Figuren und Par- 
tieen oft am einfachsten und leichtesten in Harmonie bringen 
durch verschiedenartige Lasuren, die über Licht und Schatten gehen, 
entweder mit denselben oder verschiedenen Farhentiinen. So 
können z. B. Fleischpartieen durch einen ganz dünnen, nicht be- 
merkbaren Überzug von Kobalt im Lokalton zarter, in der Wir- 
kung milder und abgetöntei" gestimmt werden. Ganz besonders 
müssen alle solche Lasuren sehr dünn aufgetragen werden und 
man hat sehr darauf zu achten, dal's durch dieselben die Bilder
	        
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