Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

Das 
Verfahren 
beim Lasieren. 
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schon bemerkt ist, vollkommen fertig in der Modellie- 
rung und Haltung sein, aber heller, als es nachher erscheinen 
soll. Die Lichtmassen sind so breit zu halten, als es die Form 
erlaubt, und bei sehr hellen und reinen Farben kann man in den 
hellsten Lichtern bis zum reinen Weil's, je nach dem Farbenton 
mit etwas mehr oder weniger Gelb gemischt, gehen. 
Man lasiert danach ebensowohl mit einer der durchsichtigen 
Farben als mit einer Mischung mehrerer und kann mit 
derselben Farbe auf verschieden gefärbten Unterlagen die man- 
nigfaltigsten Farbenwirkungen hervorbringen, wie umgekehrt auf 
derselben Unterlage durch die verschiedenen lasierenden Farben. 
Z. B; Ein in der beschriebenen Weise fertig gemaltes grünes 
Gewand, das aber etwas zu grün erscheint, wird durch eine leichte 
Lasur von hellem Lack und zwar je nach der Dicke dieser Lasur 
eine milde grüne Färbung bekommen. Dieselbe Lasur über 
ein sehr hell in den Lichtern gemaltes graues Gewand wird dies in 
einem rosavioletten Ton erscheinen lassen. Über dasselbe graue Ge- 
wand eine leichte Lasur des purpurfarbigen Lacks wird es intensiv 
violett farben. Eine Lasur von Kobalt oder Berliner Blau wird es 
blau erscheinen lassen, u. s w. Bei keiner Technik der Ölma- 
lerei ist die Irlrfahrung und Überlegung notwendiger als bei der 
Lasur. Hier kann nur auf die aufserordentliche Mannigfaltigkeit 
des dadurch Erreichbaren aufmerksam gemachtwerrlen, die nicht 
nur auf die Verstärkung der farbigen Wirkung ins brillante, 
sondern auch auf die Milderung der Farbe sich erstreckt. So wird 
z. B. ein zinnoberrotes Gewand durch eine ganz leichte, dem Auge 
des Beschauers gar nicht bemerkbar-e Lasur von Elfenbeinschvirarz, 
das Gewand immer noch zinnoberrot aber milder erscheinen 
lassen. 
Auch die allerdiinnste Lasur bringt eine Änderung des Tons 
hervor, selbst wenn man sie mit Seide oder Seidenpapier ab- 
hwischt (frottiert). Ein Verfahren, was gelegentlich bei Gegenstän- 
den mit rauher Oberfläche sehr wirksam sein kann, indem in den 
kleinen Vertiefungen der Malerei die Farbe der Lasur dann doch 
stehen bleibt. 
Durch die Lasur erhält aber auch ein Gewand emen sehr 
einheitlichen Farbentgn Damlt aber diese sehr wünschenswerte
	        
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