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Zwölfter Abschnitt.
Die IQTbermalung.
andern Farben gleich kommen. Solche Töne mit 'l'rockenfirnis mufs
man nach den Rändern besonders sanft verlaufen lassen, wenn
nicht Erhöhungen und Krusten entstehen sollen. Dafs alle stark
mit Trockenüsnis versetzte Farbe nicht einschlägt, istschon früher
bemerkt.
Dafs übrigens, wenn die Übermalung des Kopfes beendet ist,
sich sogleich die der übrigen Fleischpartieen anschliefsen mufs,
ist schon früher bemerkt. In einem weiblichen Bildnis wird Hals
und Busen immer zusammen an einem Tage gemalt werden müssen.
Die Einheit der Farbe solcher Partieen ist in keiner andern Weise
herzustellen. Dies würde demnach am vierten Arbeitstage
zu geschehen haben. Am fünften, wenn ein Arm und eine
Hand auf dem Bilde zu malen sind, und dann so weiter. Alles
in der Art und Weise, die vorne gelehrt ist, und mit den Vor-
sichtsmafsregeln, die hier mitgeteilt sind.
All die Sorge wegen des Nafsbleibens der Farbe auf mehrere
Tage fallt fort, so wie man sich statt des Kremnitzer Weil's des
Zinkweifs bedient, das eine Reihe von Tagen selbst nafs bleibt und
andere damit vermischte Farben nafs erhält. So lange das Nafs-
bleiben der Farbe ein gröfserer Vorteil für das Gelingen der
Arbeit ist, als das Trockenwerden, so lange wird man sich mit
Vorteil dieses Zinkweifses bedienen, bei dem neben wünschens-
werten Eigenschaften (s. S. 13) nur das sehr schwere Trocken-
werden, die etwas schleimige Zähigkeit und eine geringere Leucht-
kraft als Nachteile angeführt werden müssen.
So wie nur erst ein angehender Maler sich genügende Kennt-
nisse erworben hat, seine Leistungen vollkommener, seine Erfahrun-
gen über die Farben reicher geworden sind, so wird er sich eine
Art und Weise der Behandlung der Farbe auswählen können, die
in diesem oder jenem Stück von dem vorher Angeratenen abweicht.
Jemand, der an einem Tage im Stande ist, ein Gesicht gut und
genügend zu übermalen, was so viel heifst, als vollenden, der kann
ohne Sorge das erneute Aufsetzen der hellsten Lichter und der
tiefsten Drucker auf den folgenden Tag versparen. Ebenso das
ganze Innere des Auges, Augapfel und Iris, die Ausführung des
Mundes; abgesehen von den Partieen, die selbstverständlich einem
folgenden Tage vorbehalten bleiben können. In welcher Weise,