Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

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Zwölfter Abschnitt. 
Die 
Übermalung. 
und Harmonie mit allem übrigen und also auch mit dem Hinter- 
grunde.  Ein blühendes und frisches Kolorit wird durch milde 
Farben gehoben, ein einförmiges, bleiches wiederum durch tiefe, auch 
durch brillante aber zugleich tiefe Farben, Rot, Braun, Nelkenfarbe, 
Braunviolett u. dgl. m. Weil's kann je nach dem Stoff allen Koloritten 
günstig sein, vielleicht nur das harte Weifs des Kanevas ausge- 
nommen. Besonders günstig Wirken sehr oft durchsichtige Stelle: 
Krepp, Gaze, Musselin. Überall, namentlich aber bei sehr dunkeln 
Farben der Kleidung, ist irgend ein wenig Weil's am Rande, ange- 
setzte Spitze oder vom Leinenzeug darunter herrührend, sehr 
vorteilhaft. 
Dafs nächst dem Charakter des Gesichts, die grofsen Massen 
der Gewandfarben in Verbindung mit der farbigen oder einfachen 
Haltung des Hintergrundes dem ganzen Bilde ein bestimmtes Ge- 
präge, einen bestimmten Ausdruck geben können und geben, dal's 
dasselbe dadurch einen einfachen oder reichen, einen heiteren oder 
ernsten, einen schlichten oder vornehmen Eindruck machen kann, 
wird jedermann empfinden.  Bestimmte Regeln lassen sich am 
allerwenigsten hierfür geben. Die Betrachtung und Prüfung 
guter Gemälde auf die hier gegebenen Bemerkungen hin und vor 
allem aufmerksame Beobachtung der Natur im allgemeinen und im 
einzelnen auf diese Wirkungen hin wird das beste Hilfsmittel für 
den angehenden Künstler sein, die gegebenen Ratschläge zu ver- 
stehen, seine Vorstellungen zu regeln und zu ordnen, und sich 
seiner Empfindungen in dieser Beziehung bewufst zu werden. 
Einteilung 
der 
Arbeit. 
Die Eigenart der Ölmalerei macht es notwendig, dafs minde- 
stens die zusammengehörigen Partieen eines Bildes (ein Kopf, 
Arm und Hand, ein Gewand u. s. w.) auch zusammen mit der 
noch genügend nassen Farbe fertig gemalt werden. Die Vollen- 
dung einer solchen Partie in allen Beziehungen verlangt, dal's die 
Zeit zu dieser Arbeit so lange wie nur irgend möglich ausgedehnt 
werde. Wird irgendwo die Farbe zähe oder gar trocken, so ist 
wenigstens, wenn auch sonst das Ziel der Übermalung erreicht 
ist, die vollständige Verbindung der Töne nicht mehr möglich.
	        
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