Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

das Auge den Beschauer ansieht oder anderswohin gewendet ist. 
Sollte keines der angegebenen Mittel, den Ausdruck des Modells 
lebendig zu erhalten, dem Maler zu Gebote stehen und ihm die 
Fähigkeit abgehen, aus dem Gedächtnis das Mangelnde zu ersetzen, 
so bleibt natürlich nur übrig, den Augenblick abzuwarten, wo das 
Modell denselben, mit den übrigen Partieen übereinstimmenden 
Ausdruck hat, und sich unterdessen mit andern Partieen zu be- 
schattigen. 
Alle diese einzelnen Beobachtungen und Bemerkungen können 
dem Anfanger, wenn er sie verstandig verwendet, viel sonst ver- 
lorne Arbeit resp. viel Erfahrung, die erst durch mifslungene Arbei- 
ten gemacht werden müfste, ersparen. 
Ein talentvoller und geschickter Künstler bedarf aller dieser 
Bemerkungen nicht, er ordnet ein Portrait, wie es ihm passend 
erscheint. Für ihn handelt es sich dann nur um die vortreffliche 
Ausführung desselben. Für den Anfänger möge aber in dieser 
Beziehung noch bemerkt werden, dafs für ein Portrait zu starke 
Verkürzungen, wie des Kopfes, so auch der Glieder sehr ungünstig 
wirken. Mehr noch, wenn eine Stellung eine Beschäftigung oder 
Arbeit darstellt, die eine anhaltende Bewegung der Arme, des 
Leibes oder der Beine, überhaupt irgend eine starke und momentane 
Bewegung erfordert. Die nicht zu umgehende Unbeweglichkeit 
einer gemalten Figur kann sehr unangenehm mit dieser Bewegung 
kontrastieren. Soll bei der Darstellung einer Person wirklich an 
eine Thatigkeit erinnert werden, welche ihren Stand. oder ihr Ge- 
urerbe bezeichnet, so kann man ein Werkzeug, die Instrumente, 
die in einer Wissenschaft, Kunst oder einem Handwerk gebraucht 
werden, sehen lassen, sie der Person in die Hand geben, aber 
so, dafs sie nicht thatig damit ist, sondern sie ruhig halt. 
Nachbildung 
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Mängeln und 
und Farbe. 
Fehlern 
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Form 
Wie dies schon im allgemeinen geschehen, so ist der ange- 
hende Portraitmaler ganz besonders davor zu warnen, dal's er die 
Einzelheiten VOR Fehlern der Haut und körperlichen Mängeln in 
der Nachbildung übertreibt, Runzeln, Pockennarben, Warzen,
	        
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