Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

speziell für Portraitmaler. 
Einige Ratschläge 
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Personen der gewöhnliche sein wird. Dagegen ist das Vorlesen 
ein vortreiiliches Mittel zur Unterhaltung des Modells, wenn an 
irgend etwas anderem, aufser dem Gesicht gemalt wird. Am 
wenigsten ratsam würde natürlich sein, das Modell selbst lesen zu 
lassen, aufser wenn man es lesend darstellen will. Für ein Por- 
trait würde dies aber sehr ungünstig sein. Von vorn gesehen 
überschneidet die Nase bei der notwendigen Senkung des Kopfes 
mehr oder weniger die unteren Partieen des Gesichts und aufser- 
dem entbehrt man immer den Blick des Auges, das Auge selbst, 
welches so wesentlich für Ähnlichkeit und Ausdruck ist. Dies 
würde auch im Proül der Fall sein, was überdies nur in wenigen 
Fallen die geeignetste und beste Ansicht für ein Portrait sein 
wird l). 
Die Unterhaltung einer andern Person mit dem Modell macht 
sich am bequemsten und unabsichtlichsten, wenn das Portrait 
mit albgewandtenl Blick gemacht wird. Dies ist in vielen 
Fällen überhaupt das Geeignetste. Es hat eine solche Anordnung 
fast immer etwas Interessantes, während. ein innnerwährendes An- 
sehen bei stets gleichbleibenrlem Ausdruck leicht den Eindruck des 
Unbelebten mit sich bringt, wenn es nicht vortrefflich gemacht 
ist.  In einem Portraitbilcle mit mehreren Figuren wird der Maler, 
wie bei der Stellung, so auch in Beziehung auf den Blick, die 
Wendung des Augiges, Verschiedenheit eintreten lassen. Das Ge- 
genteil von beiden wird leicht einen lächerlichen, ja sogar unan- 
genehmen Eindruck hervorbringen. Wie bei den verschiedenen 
Ansichten, wird auch beim Blick dem Ermessen des Malers über- 
lassen bleiben müssen, für wrwlchen Kopf  WirteiIhafter ist, (lafs 
1) NVenn auf einem Bilde mehrere Personen (largestellt sind, so mufs V er- 
änderung und Wechsel der Stellungen und Ansichten eintreten, auch Verkür- 
zungen. Nur mufs das alles die Grenzen des Passenden für den Charakter der 
Persönlichkeit niemals überschreiten. In allen übrigen Bildern, welche keine 
Portraits sind, ist alles," Bewegung, Beleuchtung, dem Maler und seiner Auf- 
fassung vom Gegenstand überlassen. Jede Bewegung, die charakteristisch für 
die dargestellte Situation oder Handlung ist, jede Ansicht, volles Licht, Abtö- 
nnng, Halbsehatten, Schatten kann er anwenden und dadurch hervorheben oder 
unterordnen, was und wie es ihm gut diiucht. Nur mufs (lurch etwas im Bilde 
beündliches alles motiviert und verständlich gemacht werden. 
Bouvier-Ehrhnrdf, (Ölmalerei. 6, Aufi. 16
	        
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