Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

Einige 
Ratschläge 
speziell 
fü 1' 
Portraitmaler. 
Es ist also notwendig für den Portraitmaler immer auf dies 
eine, in seinem Gedächtnis ruhende Bild bei der Ausführung zu- 
rückzugreifen. In gewisser Beziehung also aus dem Gedächtnis 
zu malen,  aber niemals ohne die Natur dabei zu haben, ohne 
diese gewissermafsen auf jenes Bild im Gedächtnis hin zu studieren. 
Für jeden Maler aber ist wünschenswert, für den Anfänger in 
ganz besonderer Weise das Gesicht seines Modells nicht mit er- 
schlaiften Zügen, sondern belebt vor sich zu sehen, so lange wie 
irgend möglich. 
Das beste Mittel hierzu ist zweifellos, dafs der Maler sich 
auch während der Arbeit mit seinem Modell unterhält. Wahlt er 
die Gegenstände seines Gesprächs so, dal's sie dem Charakter und 
Geschmack seines Modells je nach dessen Rang, Stand, Alter, 
Vaterland und Art seiner Bildung entsprechend sind, so wird ihm 
sicher ohne zu grofse Mühe gelingen, die Aufmerksamkeit und 
das Interesse des Modells anzuregen und zu beleben. Er selbst 
aber wird, wenn dies gelingt, niemals sonst mit mehr Anstrengung 
und Erfolg arbeiten als bei dieser Unterhaltung. 
Ist dies dem Maler unmöglich, so wird es am besten sein, 
jemanden hinter dem Maler aufzustellen, der bekannt mit dem 
Modell, die Unterhaltung in der soeben angegebenen Weise führt. 
Dies hat den Vorteil, dafs die Richtung des Modells von selbst 
dem Maler zugewendet ist. Das Auge desselben kann  auch 
so nicht immer auf denselben Punkt geheftet sein, ein Wort des 
Malers lenkt es mit Leichtigkeit auf ihn selbst. 
Ist die unterhaltende Person an irgend einen andern Platz 
gestellt, so wird Auge und Kopf des Modells sich unwillkürlich 
und oft dem Sprechenden zuwenden. Gelingt vielleicht auch dem 
Modell diese Neigung zu überwinden, Stellung und Blick nicht zur 
verändern, immer wird dann der Maler das Modell mit einem ge- 
wissen gezwungenen Wesen des Ausdrucks vor sich sehen. 
Das Vorlesen zu diesem Zweck bringt leicht, wenn es nicht 
eine sehr geistreiche und dabei doch leichte Lektüre ist, einen 
gewissen nachdenkenden und gesammelten Ausdruck hervor, der 
meist traurig, Wenigstens beschaulich erscheint und nur bei wenigen
	        
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