Zöb
Lwölfter Abschnitt.
Die Übermalung.
die Ansichten, in denen sich jene am ausdrucksvollsten und cha-
rakteristischsten aussprechen. Im allgemeinen kann aber doch als
Richtschnur aufgestellt werden: Es ist zu vermeiden, dafs Kopf,
Hals und Körper in einer und eben derselben Richtung und Wen-
dung gesehen werden. Zu vermeiden ist auch, dafs die Arme,
wenn auch nur wenig von ihnen gesehen wird, zu fest am Körper
angedrückt erscheinen. Beim Portrait speziell zu vermeiden, dafs
irgend ein Teil des Körpers, am wenigsten das Gesicht in auffällig
starker Verkürzung zu sehen ist.
Für Anordnungen der Art ist das Natürlichste, dafs der be-
weglichste Teil des Menschen, die Augen, sich zuerst und zu-
meist dahin wenden, wohin ein augenblickliches Interesse sie zieht.
Kopf und Hals folgen dann in etwas. Man kann also anraten
das Modell so zu setzen oder zu stellen, dafs der Körper gegen
die Richtung des Blickes etwas abgewendet erscheint. Je nach
der darzustellenden Persönlichkeit wird sich auch eine ganz ge-
ringe Neigung des Kopfes nach einer Seite, nach oben oder
unten vorteilhaft erweisen um grade die Natur lebendiger oder
anziehender erscheinen zu lassen. Bei freien Studienköpfen oder
bei Bildern können diese Bewegungen natürlich viel starker sein
nach Ermessen des Künstlers. Beim Portrait dürfen sie immer
nur sehr gering und unscheinbar sein. Wenn sich nun ein An-
fänger eine Anzahl guter Portraits (Gemälde, Kupferstiche, Pho-
tographieen, Altes, Neues) mit Aufmerksamkeit und unter den
vorher aufgeführten Gesichtspunkten betrachtet, so wird ihm
sicher ein richtiges Verständnis des Gesagten aufgehen. Der
Regel bedarf der Anfänger zum Lernen und sich bewufst werden
als Mafsstab, um später frei nach seiner Empfindung machen und
schaffen zu können. Nach seiner Empfindung, die zuerst durch
die Lehre, dann aber vorzugsweise durch die eigene ernsthafte
Arbeit zu immer gröfserei- Feinheit herangebildet ist.
für
Wie die Stellung und Ansieht, so ist auch die Beleuchtung
die Malerei von gröfster Wichtigkeit. Was für den ersten