Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

Beobachtungen und Bemerkungen. 
Einzelne 
Der Hals. 
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Ganz besonders schwer sind alle diese Bedingungen bei einem 
schönen, Weifsen weiblichen Hals zu erfüllen. Wie weifs und 
leuchtend auch das Kolorit ist, es mufs doch gegen das starke 
und volle Licht der hellsten Partieen des Kopfes zurücktreten, da 
der Hals thatsälchlich gegen das Gesicht zuriicksteht und das von 
oben kommende Licht über die mehr senkrechte Form fortgleitet, 
während es stark auf den mehr wagerecht liegenden Flachen und 
Formen des Gesichts ruhen bleibt. Dabei hat der Hals auch eine 
sehr runde Form, ist also noch dazu nach den Konturen hin abgetönt, 
wenn auch je nach der Form verschiedenartig. Gegen die reinen 
Lichttöne mufs demnach die Lokalfarbe eines solchen Halses durch 
grünlichere, grauviolettere, blaulichere Halbtöne gebrochen sein 
und zwar mehr und mehr, je mehr sich die Fläche vom Beschauer 
oder vom Licht abwendet. Der Ton ist so fein, so schwer zu 
treffen, dafs anfangs viel geirrt, viel geändert und viel versucht 
werden mufs, um ihn nicht mit der Abtönung zugleich grau oder 
schmutzig in der Farbe werden zu lassen.  Bei einer Proiilan- 
sicht und wenn dabei der Rücken dem Licht zugekehrt ist, be- 
kommt man wohl den Hals so beleuchtet zu sehen, dafs wirkliches, 
volles, ja starkstes Licht auf ihm ruht, während dann allerdings 
das Gesicht meist im Halbton und Schatten stehen wird. 
Der Hals ist bei Frauen oft auch viel gelblicher gefärbt, als 
das Gesicht. Auf der Höhe des Nackens, wo der Hals ansetzt, ist 
vielfach ein mehr goldiger d. h. mehr oder weniger gelblich röt- 
licher Ton sichtbar. Ein grofser, starker Muskel, der Kappen- 
muskel, bildet hier den hintern Teil des Halses, bedeckt den 
Nacken, den gröfsten Teil der Schulterblatter und endigt hinten 
in einer Spitze, wie eine Kapuze. Die auf so starken Muskeln meist 
dickere Haut nimmt nun öfters so gefarbtere Lokaltöne an Es 
lafst sich nur die eine bestimmte Regel aufstellen, zu malen was 
man sieht, nirgends zu übertreiben, am wenigsten die gelben und 
gelbroten Töne beim weiblichen Kolorit. 
Aufser diesen auf das Kolorit des Halses bezüglichen Bemerkun- 
gen ist der Anfänger noch darauf aufmerksam zu machen, dal's die 
richtige Zeichnung des Halses von ganz besonderer Wichtigkeit 
ist, da durch ihn die Verbindung zwischen Kopf und Körper her- 
gestellt wird. In dieser Beziehung ist ganz besonders auf die
	        
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