Einzelne Beobachtungen und Bemerkungen,
die Augen.
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übersehen, als auch übertrieben werden. Es sind alles Erscheinun-
gen, die ein geübtes Auge bemerkt, die zum Teil bereits beim
Zeichnen haben beobachtet werden müssen, zum Teil sind sie
schon früher besprochen und nur für Anfanger sollen sie hier
nochmals oder noch besonders erwähnt werden.
Die Augen, die hauptsächlichsten Träger des Ausdrucks
und des Lebens, nehmen mit ihren Umgebungen auch eine be-
sondere Aufmerksamkeit in Anspruch. Die ganze Partie der Augen
hat durch ihre zarte und dünne Haut auch die zartesten und
feinsten Töne. Sie erscheinen gegen die anderen Töne zart, ge-
brochen violett, rosig, gelegentlich bläulich, je nach Beschaffenheit
der Haut und ihrer F arbung.
Die Augenbrauen dürfen nicht gleichmafsig dunkel, hart
und unvermittelt ohne Halbtöne an das Licht anstofsen und nicht
mit einer falschen Ausführlichkeit, die jedes Harchen nachahmen
möchte, behandelt werden. Sie ziehen sich immer am Rande des
Stirnbeins nach der Augenhöhle zu, längst dieses Randes hin.
Wo immer sie aber hier auch stehen mögen, sie zeigen stets die
Formen, auf Welchen sie stehen, ganz abgesehen davon, dafs sie
schon, durch die Rundung des Kopfes verschiedenartig beleuchtet
hellere und dunklere Teile haben müssen. Man legt sie ganz
dünn mit ihren dunkelsten Tönen an (mit den Haarfarben), malt
in diese ebenfalls noch dünn mit den (durch die Harchen) schatti-
gen Fleischtönen hinein, verbindet sie durch überführende Halbtöne,
welche zugleich die auslaufenden, einzehien Harchen darstellen,
mit den Lichttönen des Fleisches. Man modelliert sie endlich
fertig mit den Lichttönen, welche sie haben, die je nach Be-
schaifenheit der Farbe der Augenbrauen anders sein werden bei
schwarzen, braunen und blonden Haaren, bei dichterem oder dünne-
rem Haar. Wenn in einer Beziehung etwas unvollkommen übrig
bleiben müfste, soll es immer in Bezug auf Dunkelheit sein, die
man später mit einem leichten Übergehen reiner, ganz dunkler
Farben wieder nachholen kann. Da können auch, wenn nötig,
Asphalt, Kassler Braun ganz dünn oder auch dicker aufgetragen,
gebraucht werden. Man soll in bezug auf Ausführung sie so
machen, wie sie in einiger Entfernung (1,2 bis 1,7 Meter) erschei-
nen. Man macht also die einzelnen Harchen und Haarendigungen
Bouvier-Elxrhardt, Ölmalerei. 0. Aufl. 15