Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

Die 
Übermalung des Fleisches für 
die Vollendung eines Kopfes. 
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als Schatten, sondern nur mehlig erscheinen lassen. In solchem 
Fall mufs man die nur um das notwendige Mafs hellere Farbe 
viel feuriger d. h. tief gelbroter nehmen. Um so mehr in dieser 
Färbung, je dünner man damit über die zu dunkle und zu schwärz- 
liche Stelle gehen möchte. Diese tiefsten Stellen müssen mit 
warmen durchscheinenden Farbentönen, dünn gemalt werden, auch 
wenn sie schwärzlich erscheinen sollen. Im Fleisch können sie an 
Stellen, wo das Licht doch noch zu gleicher Zeit durch Haut durch- 
scheint, ins rote gehen, z. B. gelegentlich in den Nasenlöchern, in 
den Ohren, am Munde u. s. w. Dabei mufs man sich vor Über- 
treibung hüten, dafs die Stelle nicht blutig dadurch erscheint. 
Natürlicher Weise wird dieser rötliche transparente Ton am ehesten 
bei einer zarten und durchsichtigen Haut so erscheinen. 
Die Schatten haben im ganzen einen farblosen dunkeln Ton, 
der bei jeder Beleuchtung in einem geschlossenen Raum auch ver- 
hältnismäßig gegen das Licht, jedenfalls gegen die Übergangstöne 
warm ist. Wenn nun auch farblos, in einem gewissen Gegensatz 
der Farbe gegen den Ton der Lichtmasse wird man ihn immer 
sehen. Je heller und stärker die ganze Masse reflektiert ist, um 
so mehr wird man auch etwas vom Lokalton des Gegenstandes 
darin erkennen können, zugleich mit der Farbe des Gegenstandes, 
von dem der Reflex ausgeht. 
Wie überhaupt für die Farbe, so ganz besonders für die 
Schatten ist der Stoff, die Oberfläche, ob sie durchsichtig, glatt 
oder dies nicht ist, von grofser Bedeutung. Bei halb durchsichtigen, 
glatten Oberflächen werden die Schatten verhältnismäßig trans- 
parent, tief und warm erscheinen und zwar je dunkler der Lokal- 
ton ist um so mehr. Je undurchsichtiger und rauher der Stoff, 
um so stumpfer wird auch der Ton des Schattens sein. Für die 
Schatten polierten Holzes, z. B. wird man von vorn herein, jeden- 
falls beim Fertiginachen die tiefsten, transparentesten und wärmsten 
Farben dünner oder dicker aufgetragen verwenden, Beinschwarz, 
Kasseler Braun, Asphalt, gebrannter Lack, gebrannte Terra, di Siena, 
und dgl. Bei unpoliertem oder gar rauhem und hellerem Holz wird 
Schwarz, Ocker oder Neapelgelb vielleicht gar etwas Weil's den 
richtigen Ton geben. 
Die Schatten erscheinen also immer gegen das Licht verhält-
	        
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