Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

Fleisches für die Vollendung 
Übermalung des 
Die 
eines Kopfes. 
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Ein Stück Milchglas auf einen ganz schwarzen Grund gelegt 
erscheint himmelblau, auf einen ebenso tiefen, aber warmen Ton 
mehr ins graue gehend, auf tiefstes Rot kalt blau-violett. Der 
graue Dunst oder auch der Rauch erscheint auf dem ganz lichten 
Blau des Himmels etwas bräunlich schwarzlich, vor einer hellen 
Abendwolke gelb, rötlich braun und bei einem gewissen, geringen 
Grad der Dichtigkeit (also dünn davorstehend), oft brillant gelbrot. 
Analog diesen Erscheinungen haben Künstler gelegentlich ihre 
Behandlung der Farben eingerichtet. Einige haben über etwas dunk- 
lern und je für die Wirkung verschieden warme bräunliche und röt- 
licher braune Halbtöne mit reinen Lichtfarben dünn übermalt und ganz 
unnachahmlich fein gebrochene Töne und Farbenwirkungen erlangt. 
Andere ebenso dadurch, dal's sie ihre farbigen Übermalungen auf 
sehr hellen und geradezu kalt, bläulich grauen Untermalungen ge- 
macht haben.  Wenn nun ein fertiger Künstler, der eine grofse 
Menge technischer Erfahrungen gesammelt hat, so etwas in An- 
wendung bringt, so hat er eine deutliche Vorstellung von vorn 
herein von der Wirkung, die er erlangen will und wird durch diese 
spezielle Art der Verwendung der Ölfarben Gutes leisten. Ein An- 
fanger kann auf sehr lange Zeit hin nichts anderes, was besser 
wäre thun, als möglichst getreu die Natur nachahmen in der Un- 
termalung, wie in der Übermalung. Wenn er hierbei immer die 
künstlerisch richtigen Vorschriften im Gedächtnis behält, die ihm 
vor Irrtümern und Mifserfolg bewahren sollen, so wird ihn das 
am schnellsten fördern. Bei aller Bemühung das Einzelne auf 
das sorgfaltigste nachzubilden, keinen Augenblick den Zusammen- 
hang dieses einzelnen Stückes mit dem Ganzen aus dem Auge zu 
lassen und dUICll stete Vergleichung den richtigen Ton der Farbe, 
richtig aber auch für die Modellierung die Gesamtwirkung herzu- 
stellen, das ist der richtige Weg, der ihn zum Ziele führen kann, 
wenn er genügendes Talent hat. Durch diese Auseinandersetzungen 
hier werden ihm wohl wahrscheinlich einige technische Vorschriften 
noch vollständiger erklärt worden sein, wie z. B. dafs die Unter- 
malung etwas heller, etwas kalter, die Schatten ebenfalls etwas 
wärmer, etwas heller u. dgl. m. zu halten sind. Aufmerksam auf 
diese Erscheinungen gemacht, wird er leichter dieselben bemerken, 
Wo sie zufallig sich ihm darbieten. Er wird eher dazu gelangen,
	        
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