der 501131311611.
Anlage
175
mehr aufdrücken und da, wo die Striche feiner und schwächer
werden müssen, den Pinsel nach und nach erheben: gerade so,
wie man beim Schreiben schwache und starke Striche hervorbringt.
Genug, man verfahrt mit dem Pinsel eben so, wie man beim
Zeichnen vor Anlegung des Schattens eines Kopfes oder einer
Hand etc. mit Kreide einiges fester, charakteristischer und kräfti-
ger als anderes "angegeben hat. Diese breiten Striche, die an
passenden Stellen ohne ängstliche Trockenheit gemacht sind, geben
dem Kontur schon ein gewisses Leben und dem Anfänger mehr
Zuversicht, die Schatten mit Weniger Furcht und Zaghaftigkeit
anzulegen; Hat man Tmckenfirnis in die Farbe genommen und
soll diese wirklich trocken werden, ehe man weiter arbeitet, so
ist sehr zu beachten, dal's die Striche überall hell genug gehalten
werden, um nicht als störende Dunkelheiten durch die Malerei
ßlurchzuschimmern.
Die Schatten aber müssen zuerst mit wenig Farbe,
wie getuscht, angelegt werden, bevor man die
Lichter dick aufträgt. Ist die Zeichnung nach obiger Angabe
berichtigt und charakteristischer gemacht, so nehme man einen
Weichen und vollen BorstpinseP) und lege mit einem bräunlichen
Ton oder mit dem gemischten Schattenton die wichtigsten Schat-
tenmassen an, ohne ins Detail zu gehen und immer mit wenig
Farbe, transparent, wie Aquarell. Man nimmt zu dem Ton etwas
mehr Schwarz und ein tieferes, warmes Rot, etwa einen der roten
Ocker hinzu, um damit die dunkleren Stellen auch gleich dunkler
anzugeben, wie z. B. die Nasenlöcher, die Linie des Mundes zwi-
sehen den Lippen, bisweilen auch die Ecken, gelegentlich selbst
für die Dicke der Augenlider, mit einem Worte überall, wo tiefe,
Warme Schatten stehen. Wo dann das Blut noch durchscheint
und je mehr dies der Fall ist, kann man mehr wirklich rote
Farben und Lack dazu nehmen.
1) Die Stärke der Borst- oder Haarpinsel richtet sich nach der Gröfse des
Kopfes oder des zu malenden Gegenstandes. Im allgemeinen mufs man sich
gleich anfangs mehr an grofse als zu kleine Pinsel gewöhnen; sie breiten die
Farbe viel gleichförmiger und stärker aus, als die kleinen. Überhaupt mufs
man die kleinen Pinsel nur gebrauchen, wo sie durchaus notwendig sind, d. h.
WO es sich um feine und scharfe Zeichnung handelt.