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Elfter Abschnitt.
Die
Untermalung.
Auf die ganz reine Palette setzt man das Weil's, ein paar
Millimeter vom Rand entfernt, rechts oben auf. Ein paar Milli-
meter davon entfernt die anderen Farben der Reihe nach. Es ist
ratsam sich an eine bestimmte Reihenfolge der Farben beim Auf-
setsen zu gewöhnen, damit man beim Malen die einzelnen Farben
nicht erst besonders aufzusuchen braucht. Die Masse jeder Farbe
aber setze man so aufgehäuft wie möglich auf, nicht auseinander-
gebreitet (auch die gemischten Töne), wo sie viel leichter zäh und
dadurch schwerer zu verarbeiten wird, zumal bei warmer Luft.
Aus diesen aufgehäuften, reinen Farben sollen nun die Töne
für die Untermalung des Fleisches mit dem Spachtel und mit dem
Pinsel gemischt werden. Was der Anfänger bis jetzt in dieser
Beziehung gemacht, war nur eine Übung um so weit möglich
einige Erfahrung zu erlangen, welche Farben zu diesen und jenen
Tönen wohl genommen werden müssen. Das Resultat jener Mi-
schungen war etwas ganz allgemeines, nichts individuelles und
charakteristisches. Jetzt handelt es sich tun die Farbe einer be-
stimmten Persönlichkeit und diese Farbe ist gerade so individuell,
wie die Form. Wie in dieser, trotz des allen Menschen gemein-
samen, gleichartigen Baues des Knochengerüstes, derselben Mus-
keln, derselben ähnlichen Stellung der Teile zu einander, ein ganz
individueller Charakter zurErseheinung kommt, ganz eben so auch
in der Farbe des Lokaltons und den Veränderungen desselben,
welche die Beleuchtung bei ihm verursacht. (S. Vom Gesetz der
Farbe).
Zur Erlangung dieser charakteristischen Farbentöne einer Na-
tur sind jene vorangegangenen Vorstudien S. 137 nur ein bestes
und sicherstes Hülfsmittel, um ohne alle Erfahrung doch
nicht ratlos zu sein. Wenn nun aber thatsächlich nach der Natur
gemalt werden soll, so ist eine für den besonderen Fall aufge-
setzte, charakteristische Palette die gröfste Erleichterung
für den Anfänger, um sich in diesem ihm fremden und neuen Ge-
biet zurecht zu finden, ganz abgesehen von den Vorteilen, welche
dieselbe immer auch dem schon Vorgeschrittenen gewährt. Eine
solche Palette besteht aus einer Reihe von Tönen, welche zuerst
die Lokaltöne des Gegenstandes, dann die Veränderungen dieser
Lokaltöne in den verschiedenenAbstufungen der Beleuchtung wie-