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Zehnter Abschnitt.
der Farbe.
Vom Gesetz
machen, wodurch sich ja allerdings die Zeichnung der Form her-
stellen liefse. Dieser mildere und dunklere Halbton erscheint zu-
gleich kälter, so wie es so abgetönte Stellen oder Flachen sind,
dal's sie in die Schatten überführen, kälter und in einem ge-
wissen Farbenkontrast zum Lokalton. Bei dem gelben Gewand dem-
nach in etwas violettgrau gegen das Gelb des Lichtes. Überall also
der Halbton gebrochener als der heller beleuchtete, der Übergangston
in den dunkelsten aber immer noch vom Licht getroffenen Flächen
noch gebrochener und verhältnismäßig kalt gegen alle heller be-
leuchteten Töne.
Die so eben angedeuteten Veränderungen der Farbe, welche
durch die Modellierung der Form und wie die Beleuchtung diese
zur Erscheinung gelangen lafst, hervorgebracht werden, sind so
mannigfaltig, so mannigfaltig die Art des Stoffes ist, aus dem die
_Gegenstände bestehen und so mannigfaltig die Oberflächen, welche
sie haben, beschaffen sind. Wie schon dieselbe Farbe im Lokal-
ton anders erscheint, je nachdem sie sich in der Färbung eines
rauhen, undurchsichtigen, harten oder eines durchsichtigen, Weichen
glatten Körpers vorfinclet, so erscheinen auch dann dieVeränderungen
des Lokaltons immer anders in den Halbtönen, je nach Beschaffen-
heit des Stolfes und der Oberfläche. Die Mannigfaltigkeit dieser
Art kommt bei dem menschlichen Kolorit am auHallendsten zur
Erscheinung und in den feinsten Abweichungen. Sie ist eben so
unendlich wie die der Formen, eben so individuell und charak-
teristisch. Die Farbe der Gesundheit, der Krankheit, der Jugend,
des Alters, der Freude, des Schmerzes, und die Farbe der indivi-
duellen Natur spricht sich einesteils im Lokalton, dann durch
die verschiedenartige Beschaffenheit der Haut, veranlafst in den
verschiedenartigen Veränderungen des Lokaltons in den Halb-
tönen aus.
Die unter 1) durch die Art der Beleuchtung veranlafsten
Veränderungen der Farbe erscheinen immer gleichmafsig dieselben,
von welcher Seite auch der Gegenstand betrachtet wird. Die
Veränderung des Lokaltons in den Halbtönen und Schatten wech-
selt in so fern die Stellen, wo sie zu sehen sind, je nachdem für
den Beschauer die Beleuchtung von einer andern Stelle herkommt,
oder er seinen Standpunkt zum Licht verändert. Ist ein Gegen-