Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

Gesetz der Farbe. 
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1) Durch die Art der Beleuchtung. Die einen jeden 
Gegenstand eigentümliche Farbe, der Lokalton, erscheint in etwas 
verschiedenartig, je nachdem die Beleuchtung weil's, kalt, gelblich, 
Warm, rötlich u. s. w. ist. Bei irgend welcher Färbung des Lichts 
erhält der Lokalton gewissermafsen eine Beimischung von dieser 
Färbung, welche dann auf die verschiedenen Farben eine ver- 
schiedene Wirkung macht. Eine warme, gelbliche Beleuchtung 
z. B. wird eine gelbliche Farbe intensiver, eine grüne warmer, eine 
violette unscheinbarer, milder erscheinen lassen. Eine rötliche 
Beleuchtung das Gelb tiefer, das Grün gebrochener, das Violett 
vielleicht brillanter, indem es jedenfalls rötlicher erscheint u. s. W. 
 Auch die Starke und Schwäche, die Schärfe und Milde der 
Beleuchtung läfst die Lokaltöne anders erscheinen, brillanter, mil- 
der, heller, tiefer. - 
2) Durch die Modellierungen der Form, welche eben_ 
durch die Beleuchtung zur Erscheinung kommen. Die Stellen, 
die Flachen eines Körpers auf welche der Lichtstrahl in einen 
rechten Winkel fallt, erscheinen am hellsten. Je spitzer der Win- 
kel wird, in welchem das Licht die Stelle oder Fläche trifft, um 
so abgetönter und dunkler erscheint dieselbe. Kann der Licht- 
strahl die Stelle oder Flache auch im kleinsten, spitzesten Winkel 
nicht mehr treffen, so beginnt der Schatten. Alle diese Ver- 
schiedenheiten, welche für die Zeichnung ihren Ausdruck durch 
die verschiedenen Grade der Helligkeit und Dunkelheit finden, 
bringen für die Farbe auch eine Verschiedenartigkeit des Tons 
hervor.  In Bezug auf die Farbe erscheint die in einem spitzen 
Winkel vom Licht getroffene (also abgetönte, dunklere) Stelle nicht 
blofs dunkler, sondern auch etwas anders gefärbt gegen die helle 
und anders gefarbt gegen die noch abgetöntere Stelle. Anders 
gefärbt dann auch der Schatten gegen die beleuchteten Partieen 
gehalten. Je heller eine Stelle beleuchtet ist, um so reiner und 
im Verhältnis brillanter ist der Lokalton an dieser Stelle zu sehen. 
Je abgetönter, immer aber noch beleuchtet, die Stelle ist, um so 
Weniger hell und rein wird die Farbe des Lokaltons an dieser 
Stelle sein, aber zugleich abweichend und kontrastierend mit dem 
Lokalton. Bei einem gelben Gewand z. B. könnte man nicht diese 
Modellierungen durch immer stärker darüber gezogenes Schwarz
	        
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