Gesetz der Farbe.
Vom
153
1) Durch die Art der Beleuchtung. Die einen jeden
Gegenstand eigentümliche Farbe, der Lokalton, erscheint in etwas
verschiedenartig, je nachdem die Beleuchtung weil's, kalt, gelblich,
Warm, rötlich u. s. w. ist. Bei irgend welcher Färbung des Lichts
erhält der Lokalton gewissermafsen eine Beimischung von dieser
Färbung, welche dann auf die verschiedenen Farben eine ver-
schiedene Wirkung macht. Eine warme, gelbliche Beleuchtung
z. B. wird eine gelbliche Farbe intensiver, eine grüne warmer, eine
violette unscheinbarer, milder erscheinen lassen. Eine rötliche
Beleuchtung das Gelb tiefer, das Grün gebrochener, das Violett
vielleicht brillanter, indem es jedenfalls rötlicher erscheint u. s. W.
Auch die Starke und Schwäche, die Schärfe und Milde der
Beleuchtung läfst die Lokaltöne anders erscheinen, brillanter, mil-
der, heller, tiefer. -
2) Durch die Modellierungen der Form, welche eben_
durch die Beleuchtung zur Erscheinung kommen. Die Stellen,
die Flachen eines Körpers auf welche der Lichtstrahl in einen
rechten Winkel fallt, erscheinen am hellsten. Je spitzer der Win-
kel wird, in welchem das Licht die Stelle oder Fläche trifft, um
so abgetönter und dunkler erscheint dieselbe. Kann der Licht-
strahl die Stelle oder Flache auch im kleinsten, spitzesten Winkel
nicht mehr treffen, so beginnt der Schatten. Alle diese Ver-
schiedenheiten, welche für die Zeichnung ihren Ausdruck durch
die verschiedenen Grade der Helligkeit und Dunkelheit finden,
bringen für die Farbe auch eine Verschiedenartigkeit des Tons
hervor. In Bezug auf die Farbe erscheint die in einem spitzen
Winkel vom Licht getroffene (also abgetönte, dunklere) Stelle nicht
blofs dunkler, sondern auch etwas anders gefärbt gegen die helle
und anders gefarbt gegen die noch abgetöntere Stelle. Anders
gefärbt dann auch der Schatten gegen die beleuchteten Partieen
gehalten. Je heller eine Stelle beleuchtet ist, um so reiner und
im Verhältnis brillanter ist der Lokalton an dieser Stelle zu sehen.
Je abgetönter, immer aber noch beleuchtet, die Stelle ist, um so
Weniger hell und rein wird die Farbe des Lokaltons an dieser
Stelle sein, aber zugleich abweichend und kontrastierend mit dem
Lokalton. Bei einem gelben Gewand z. B. könnte man nicht diese
Modellierungen durch immer stärker darüber gezogenes Schwarz