Volltext: P. L. Bouviers Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde

Leinöl und Mohnöl. 
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Von diesen Ölen ist (las Leinöl gelblicher und schneller trock- 
nend als das Mohnöl. Seiner bedient man sich vorzugsweise 
zur Herstellung der Ölfarben und nach den Untersuchungen 
v. Pettenkofefs mit Recht, weil es eben das meiste Linolein 
enthält. Bei den schnell trocknenden Farben, dem Weil's, dem 
Neapelgelb etc., bei den kalten Farben, welche durch die, wenn 
auch geringe Färbung des Leinöls im Ton leiden könnten, dann 
in der warmen Jahreszeit überhaupt gebraucht man wohl lieber 
das langsamer trocknende Mohnöl, das von ungefarbter Durch- 
sichtigkeit ist. Zwar trocknet dies Öl weniger schnell als das 
Leinöl, geht aber, rein, viel schneller in einen zähen und dick- 
lichen Zustand über. Des Nufsöls bedient man sich nur aufserge- 
wöhnlich. 
Alles Öl, zumal das gewöhnliche Mohnöl, ist in einer glä- 
sernen Flasche aufzubewahren und dem Tageslicht, nicht aber der 
Sonne auszusetzen, denn das Tageslicht bleicht die Öle und Firnisse. 
Der direkte Sonnenschein aber macht die Öle dick und zähe. Be- 
sonders wird das Mohnöl leicht zu dick, dann ist es nur zu ver- 
wenden, wie in dem sechsten Abschnitt gezeigt werden wird. 
Die verschiedenen Farben bedürfen bei ihrer Herstellung für 
die Ölmalerei einer sehr verschiedenen Menge von Öl. Der Augen- 
schein und die Erfahrung haben bestimmt, wie viel Öl für die 
verschiedenen Farben zu der notwendigen Konsistenz derselben ge- 
hört. Es ergeben sich dabei die gröfsten Verschiedenheiten. So 
bedürfen z. B.  
100 Gewichtsteile Kremser Weifs 12 Gewichtsteile Öl. 
„ „ Zinkweifs 14  „ 
„ „ Chromgrün 15 „ v 
chemisches Verfahren frei von diesen herstelle. Dies Linolein sei nur lösbar 
in Äther und ätherischen Ölen, nicht in Alkohol, enthalte kein fettsaures Fett 
mehr, verbrenne ohne einen Rückstand zu lassen. 
Wenn wirklich diese Erfindung gemacht ist, so würde das von unberechen- 
harem Vorteil für die Ölmalerei werden können, denn alle nachteiligen Wir- 
kungen des Öls rühren eben von den hier ausgeschiedenen Bestandteilen her. 
In wissenschaftlichen, chemischen Mitteilungen ist bis jetzt nichts von dieser 
neuen Eründung bekannt gegeben. , 
1) Nach den Angaben des Farbenfabrikanten Herrn Wurm in München. 
Siehe: Über Ölfarbe von M. v. Pettenkofer. ' 
	        
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