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Erste
Lection.
Bemvrkungvn.
das Auge bestechen, ohne dass sie sich bemüht haben, damit Ver-
suche zu machen, noch die nöthige Zeit angewandt, um diese
durch die Erfahrung bestätigen zu lassen. Wenig bekümmert
um die Dauer ihrer Producte, nehmen sie unüberlegt alle neuen
Farben auf, die man ihnen zeigt; sie folgen also dem Strom,
ohne sich zu bekiimmern, was aus ihren Gemälden in der Folge
werden wird: wenn ihren Augen nur für den Augenblick Genüge
geschieht, denken sie gar nicht an die Zukunft. Für den Haufen
mittelmassiger Künstler ist dies in der That von gar keiner Wich-
tigkeit, wohl aber für die übrigen. Eine Menge vortrefilicher Ge-
mlalde würden nicht verblichen, oder ganz und gar verdorben
sein, ohne diese unglückliche Sorglosigkeit, und um nicht Bei-
spiele von alten Malereien anzuführen, deren eine grosse Anzahl
ganz schwarz geworden ist, will ich nur von zwei der berühm-
testen englischen Maler reden, die schon bei ihren Lebzeiten
ihre Werke zerstört und verunstaltet gesehen haben, nämlich
die des Ritters Josua Reynold und des berühmten West,
welche erst seit einigen Jahren durch den Tod der Kunst ent-
rissen sind. Dieses Beispiel, zu welchem ich viele andere aus
allen Zeiten und verschiedenen Ländern hinzufügen könnte, ist
ohne Zweifel hinlänglich, alle guten Künstler aufzufordern, sich
nicht der zufälligen Anwendung aller Farben, die man ihnen dar-
bietet, ohne Rücksicht Preis zu geben; und wenn meine Bemer-
kungen über diesen Gegenstand sie sorgfältiger und behutsamer
machen könnten, so würde ich mir zu dem Erfolg meiner Ar-
beiten und aller der Erfahrungen, die ich in dieser Hinsicht ge-
macht habe, Glück wünschen. Sicherlich kann mein Buch denen
kein Talent verschaffen, die von der Natur keines haben, noch
es bei denen vergrössern, die damit beglückt sind; allein meine
Untersuchungen und meine lange Beharrlichkeit können in dieser
Rücksicht wenigstens für die Kunst von einigem Nutzen sein.
Denn ich wage es zu versichern, dass diejenigen, welche zu der
von mir ihnen angezeigten Palette Zutrauen haben, es niemals
bereuen werden, meiner Leitung gefolgt zu sein, und dies allein
ist es, worauf ich in Wahrheit stolz bin.
Da es, wie ich eben schon erwähnt habe, nicht in meinem
Plane liegt, alle die Gründe, warum ich mehrere Farben ver-