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Lection.
Erste
Asphalt.
Asphalt
oder
Judenpech.
Was ich oben bereits vom Asphalt gesagt habe, ist noch kein
Grund, ihn von den guten Farben auszuschliessen. Die Maler,
besonders aber die Niederländer, haben sich dessen jederzeit be-
dient. Diese Farbe ist zum Lasiren vortrefflich, wegen ihrer
schönen Bisterfarbe, wegen ihrer vollkommenen Durchsichtigkeit
und wegen der Leichtigkeit, mit der sie sich, durch ihre ausser-
ordentliche Theilbarkeit in so dünnen Lasuren, als man wünscht,
ausbreiten lasst. Sie vermischt sich auch mit allen übrigen durch-
sichtigen Farben, mithin kann man ihr den rechten Ton geben,
den man zu erreichen wünscht. Allein sie hat den Fehler nach-
zudunkeln, ein Fehler, welcher erstlich aus ihrer erdpechhaltigen
Natur entsteht, und zweitens daraus dass sie fast gar nicht
trocknen würde, wenn man sie nicht mit ganz reinem Trocken-
firniss anmachte.
Daher muss man sich derselben nie bedienen, um zurück-
liegende Flächen zu lasiren, seien sie auch noch so wenig ent-
fernt. Der Fehler würde zwar nicht sogleich bemerkbar sein,
allein nach Verlauf einiger Zeit, wenn die Lasuren anfangen
nachzudunkeln, würde er alle Harmonie zerstören. Man muss
blos in den dunkelsten Schatten davon Gebrauch machen, und
da, wo man nicht zu befürchten hat, jemals zu viel Kraft ver-
wendet zu haben.
Für alle übrigen Parthieen gebe ich dem Preussischen Braun,
von der Farbe des Bisher Nr. 22 den Vorzug, welches fast ganz
dem Asphalt gleich kommt, und keinen von den angeführten
Fehlern hat.
Einige Maler bedienen sieh des Asphalts blos mit reinem
Wasser in überaus feiner Weise abgerieben, dann lassen sie ihn
auf dem Stein ausgebreitet trocknen, alsdann mit dem Spachtel
abgenommen wird er hierdurch in ein ausserordentlich feines und
zartes Pulver verwandelt, welches man in einer kleinen Büchse
von Buchsbaum verschlossen aufbewahrt.
In diesem Zustande wird der Asphalt in dem Augenblick,
da man sich dessen bedienen Will, nur mit Trockenöl angemacht.
Der grosse Vortheil besteht darin, dass diese Farbe nicht so