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Lection.
Erste
Ultramarin.
lasiren.
Ich
werde
mich
noch
aber
umständlicher
dieses
Ver-
fahren einlassen, so wie es von den Alten und auch noch von
den neueren Malern befolgt worden ist. Man weiss, dass keine
Sache, kein Gegenstand im Schatten seine lebhafte Farbe bei-
behält; wenn man nun dergleichen Gegenstände mit einem grauen
oder gebrochenen Blau untermalt, so folgt ganz natürlich, dass
wenn man sie mit reinem Ultramarin überall gleichförmig lasirt,
die Lichter, wenn das Ultramarin auf reines Weiss gesetzt wird,
sehr schön werden, hingegen behalten alle Schatten und Halbtöne
etwas von ihrem grauen und sogar bräunlichen Ton, und dies
bringt die verlangte Wirkung hervor 1). Diese Behandlung hat
mit dem Tuschen 2) viel Aehnlichkeit, denn wenn man hierbei
mit chinesischem Tusch die Schatten gemacht hat, so überzieht
man die ganze Draperie mit sehr dünnem Blau. Ueberall, wo
das weisse Papier für die grossen Lichter gespart ist, bleibt das
Blau lebhaft und rein, dahingegen in den Schatten und Halb-
tönen, die bereits mit chinesischem Tusch oder im Schatten mit
einer etwas röthlichen Tinte gedeckt sind, das Blau viel trüber
wird. Will man also eine mehr oder weniger hellblaue Draperie
malen, die schön brillantblau werden soll, so lege man sie an,
wie eben gesagt worden, mit einer Mischung von zwei Theilen
Schwarz, einem Theil Berlinerblau und der für jeden Ton, wel-
chen man machen will, nöthigen Quantität Weiss, um eine Reihen-
folge von vier oder fünf verschiedenen Tönen zu haben, den einen
für die stärksten Grade des Schattens, indem man ein wenig ro-
then Ocker beimischt, bisweilen auch gelben Ocker, und die vier
anderen mit immer mehrerem Weiss, stufenweise ohne Roth und
1) Siehe die neunzehnte Lection über die Lasuren und deren Vorbereitimg.
2) Das Tuschen ist eine Art von Halbmalerei, die auf weissem Papier mit
flüssigen oder durchsichtigen herben gemacht wird, so wie man sich deren zum
Illuminiren der Karten bedient. Die Aquarellmalerci hat eine viel grössere
Abwechslung von Farben und nähert sich mehr einer wirklichen Malerei. Die
getuschten Zeichnungen haben blos einige leichte Tinten von verschiedenen
Farben und am öftersten tuscht man blos mit chinesischer Tusche oder mit
Sepia, oder mit Bister etc. Man tuscht auch auf grauem oder anderem ge-
färbten Papier, indem man die Lichter mit Weiss erhöhet, immer aber mit dem
Pinsel und mit Farben, die leicht gummirt sind.