Gebrannter Venetianischer Lack.
Carmin.
Gebrannter
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Ton aus der Vermischung eines schönen Gelb, wie das Indische
Nr. 6, erhalten kann, so ist es nicht wesentlich nothwendig, sich
dasselbe anzuschaifen. Ich halte mich also an die zwei Nr. 11
und 12 besprochenen Krapplacke, indem ich rathe, sich den von
schönem Violettbraun anzuschaHen, wovon ich oben geredet habe,
und die Gelegenheit, ihn zu erlangen, nicht unbenutzt zu lassen;
allein man muss sich wohl vorsehen und sich versichern, dass
diese dunkle Farbe nicht durch ein dem Krapp fremdes Färbe-
mittel mitgetheilt ist, wie z. B. durch Flarbehölzer u. dergL; denn
man verfälscht die Farben wie die Weine und viele andere
Dinge.
Gebrannter Venetiarhlischer Lack,
Stelle gebrannter Carmin.
oder an dessen
Diese Farbe, welche man sich selbst brennt, ist bemerkens-
werth und wegen ihrer ausserordentlichen Kraft sehr nützlich.
Sie behält im Ganzen einen purpurfarbenen Ton und was das
Besondere ist, so wird sie durch das Brennen zur Genüge dauer-
hafter: eine Eigenschaft, die sie sonst gar nicht hat 1). Man
erhält eine Färbung, die nur mit dem Niederschlag des Oassius
Goldpurpur verglichen werden kann, oder mit der reichen Farbe
der dunklen Purpurnelken, die durch jede andere Mischung nur
unvollkommen erreicht wird. Nichts kann mit der Tiefe dieses
Tons verglichen werden, der sich übrigens nicht in's Schwarze
neigt, 0b er gleich eben so dunkel als dieses ist. Man bedient
sich desselben mit Nutzen, theils in den kräftigsten Stellen einer
purpurfarbenen, violetten oder braunen Draperie, theils zu den
Nasenlöchern, dem Innern des Mundes und anderen scharfge-
schnittenen Tiefen. Er findet auch seine Anwendung in vielen
1) Man muss einen Lack wählen, der reichhaltig an Farbestoä und von
dunkler Färbung ist, ohne violett zu sein. Der gute Venetianische Lack darf
sich durch Citronensäuie nicht ändern, auch nicht durch fixes Laugensalzeder
aufgelöste Potasche, noch durch weissen destillirten Weinessig. Er ist gut,
wenn er von der Lauge nicht violett und vom Weinessig nicht gelblich wird.
Uebrigens sucht man und macht Versuche, bis man einen solchen iindet , der
durch das Brennen die verlangte Färbung erhält. Man sehe die fünfte Lection
über die Art und Weise, den Carmin oder Venetianischen Lack zu brennen.