Abnehmen
späterer
ebermalungen.
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Befreiung derselben von der Ungebühr, die öfters spätere und
rohere Zeiten nach ihrem Gutdünken durch Uebermalen kleinerer
oder grösserer Stellen derselben an ihnen verübt haben, be-
sprochen werden. Man hat in Landschaften Staffagen von Thie-
ren und Menschen in einem passenden und unpassenden Massstab
hineingemalt, man hat in die milde Farbenwirkung eines Bildes
grelle und brillante Farben gebracht sowohl bei Gewändern wie
beim Colorit, genug man hat die Intentionen und Charakteristik
der früheren Meister in keiner Weise geachtet und hoch gehal-
ten, wo überhaupt Derartiges geschehen konnte. Es ist Pflicht,
gute alte Werke von den Folgen solcher Rohheit zu befreien, und
liegt irgendwo gegründeter Verdacht vor, dass Derartiges vorhan-
den sei, so kann ein geschickter Restaurator bei einem vorsich-
tigen Versuch mit seinem Putzwasser dies leicht erkennen. Denn
das Putzwasser, je nach seinem Stärkegrade, d. h. mit mehr oder
weniger Spiritus, mehr oder weniger Terpentin, einem geringeren
oder grösseren Zusatz von milderndem Oel oder Copaivabalsam,
wird auf Farben, deren Auftrag viele Jahrzehnte,..ja Jahrhunderte
auseinander liegt, eine sehr verschiedene Wirkung haben, sowohl
durch die schnellere Lösbarkeit frischerer Farben gegen ältere, als
auch durch die Verschiedenartigkeit der in verschiedenen Zeiten und
in verschiedenen Schulen gebrauchten Bindemittel und Zusätze
zum Oel.
Wenn also durch einen vorsichtigen kleinen Versuch der Ver-
dacht zur Gewissheit geworden ist, indem das Putzwasser hier
gleich wirkte, während es an anderen Stellen des Bildes keinen
Einfluss übte, so wird mit dem Putzwasser weiter der ganze un-
rechtmassig aufgedrungene Zusatz fortgeschafft und so das Bild
in seiner ursprünglichen Reinheit wieder hergestellt. Ausser den
wesentlich inneren Gründen und der bei genauer Betrachtung
sich etwa herausstellenden Verschiedenheit der äusserlichen Er-
scheinung so verschiedenen Machwerks, wird zur Begründung und
für die Ausdehnung dieser Art von Reinigung alter Bilder die ge-
naue Beobachtung der Wirkung dieses auflösenden Mittels einen
ziemlich sicheren lllassstab bieten.