der Gemälde.
Reinigung
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nicht sogleich, doch nach einiger Zeit einen schädlichen Einiiuss
auf die aus Püanzenstoffen gezogenen Farben, also namentlich
den Krapp, ausübt, der dann fast immer einen bläulichen Ton
bekommt.
In vielen Fallen, wenn die Farbenmasse sehr ausgetrocknet
ist, also bei den meisten alten Gemälden, wird es gerathen, wenn
nicht sogar geboten sein, die Farbenmasse mit Oel zu tränken,
und zwar, wenn es möglich ist, von der Rückseite, sonst von der
Oberfläche aus. Viele Restauratoren bedienen sich dazu des
Mohnöls, andere des Nussöls, noch andere des Leinöls, das zwar
dunkler gefärbt als die vorigen ist", aber durch Luft und Licht
heller wird. Am besten würde es wohl sein, sich auch hierzu des
C opaivabalsams zu bedienen, der dem Nachdunkeln am wenig-
sten ausgesetzt ist. Ausserdem dass dies Verfahren die Binde-
kraft der ganzen Farbenmasse belebt und verstärkt, werden diese
auftroeknenden Oele etwa lockere kleine und kleinste Partikelchen
derselben wieder fest machen.
Erst nach Vollendung dieser Vorsichtsmassregel beginnt man
mit der eigentlichen Reinigung, die sich nach dem speciellen- und
individuellen Zustand des-Gemäldes zu richten hat. Sehr oft
wird es nothwendig sein, die gesammte Schmutzmasse erst ge-
wissermassen zu erweichen, und da kann es im Gegensatz zu der
oben bemerkten und hervorgehobenen Gefährlichkeit des Wassers
"oft das Rathsainste sein, Seifenwasser, ja besonders von schwar-
zer Seife, deren beizende Eigenschaft durch zugesetztes Leinöl
gemildert werden dürfte, einige Zeit auf dem Bilde stehen zu
lassen. Da dies jedoch, wie ebenfalls schon bemerkt ist, den
alten Firniss mehr oder weniger mit auflösen wird, so muss man
sich von Zeit zu Zeit bei einem solchen Verfahren versichern,
dass die Malerei nicht von dem Seifenwasser angegriffen wird.
Manche Arten fettigen Schmutzes werden sich auch oft besser
durch die angeführten Oele als durch Wasser erweichen lassen,
jedenfalls, wo sie möglich, eine sicherere Weise für das Bild.
Terpentin, Spiritus und Putzwasser sind natürlich die schärfsten
Mittel, müssen daher mit Vorsicht angewandt werden, doch aber
giebt es Falle, wo der Gebrauch dieser Mittel dem der anderen
vorzuziehen ist.