Volltext: Handbuch der Oelmalerei für Künstler und Kunstfreunde

III. 
Die 
Herstellung 
einzelner 
Stellen. 
Äuf 
Leinwand. 
Ist die Leinwand eines Gemäldes nur durch einzelne kleine 
Risse oder namentlich Löcher beschädigt, die Malerei selbst aber 
sonst noch fest und sicher auf derselben, so würde es unnöthig 
sein, das Bild auf eine neue Leinwand zu übertragen,  einen 
Schaden der Art bessert man in folgender Weise aus. Man 
macht einenTemperakitt, wie ihn die Vergolder gewöhnlich ge- 
brauchen, der aus Leim, Kreide und etwas Honig, der Ge- 
schmeidigkeit wegen, besteht, legt das Bild mit der vorderen Seite 
auf eine vollständig ebene und glatte Tafel und klebt mit dem 
Kitt Stücken Gaze, mehrfach über einander, über die ganze geschä- 
digte Stelle fest, so dass sie ein gut Stück die Grenzen dieser 
überschreiten. Auf diese ganze Stelle legt man eine glatte, ebene 
Platte von Holz oder Stein, die man genügend beschwert, und 
lasst Alles ruhig liegen, bis der Kitt getrocknet und hart gewor- 
den ist, was bei dem oben angegebenen Temperakitt ungefahr 
nach vierundzwanzig Stunden der Fall ist. 
Statt dieses Temperakittes kann man sich auch des Oel- 
kittes aus sehr dick gekochtem Leinöl und geriebenem 
Bleiweiss bedienen, sonst dasselbe Verfahren beobachten und 
hat dann nur zu bedenken, dass das Trocknen desselben längere 
Zeit erfordert, als das des Temperakitts. 
Auf Holz. 
Bei sonst wohl erhaltenen, auf Holz gemalten Bildern kom- 
men einzelne Stellen vor, wo sich die in Stücken gesprungene 
Farbe vom Grunde zu lösen droht. Dies ist meistentheils eine 
Folge von Feuchtigkeit, die durch das Holz gedrungen war, sich 
unter der Farbenmasse sammelte und, da sie nicht schnell genug 
verdunsten konnte, diese abhob, sie spröde machte, springen und 
sich spalten liess, während das Holz sonst noch gesund und gut 
war und blieb. Auch hierbei ist es nicht nöthig, die ganze Ma-
	        
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