Heller Krapplack.
Verschiedene
Fabrikate.
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Wasser "gemalt wird, das die Farbe weit weniger einhüllt, als das
zähe trocknende Oel; dergestalt, dass die Lack- und Carminfar-
ben, die man in der Miniaturmalerei gebraucht, nicht sechs Mo-
nate ausdauern würden, wenn sie dem vollen Tageslicht ausge-
setzt, und nicht sechs Wochen, wenn man Proben davon der
Sonne aussetzen wollte, so dass die kostbarsten Werke in dieser
Art Malerei also eine sehr ephemere Dauer hätten, Welches für
die Künstler sowohl, als auch für alle Privatleute, Welche schatz-
bare Werke derselben besitzen, sehr niederschlagend sein würde.
Indessen ist wohl zu glauben, dass unsere Vorfahren schon Mit-
tel entdeckt haben, sehr dauerhafte Carminlacke zu verfertigen,
denn man sieht noch in einigen ihrer Gemälde Blumen oder Ge-
wänder von dieser Farbe, welche von ihrem ersten Glanz fast
nichts verloren haben. Allein dies ist etwas Seltenes, und der
grösste Theil der alten Gemälde, seit dem 15. bis 18. Jahrhun-
dert, haben in den Lichtern der Gewänder fast keine Farbe mehr
von dieser Art Roth. Es ist wahr, dass sie dieselben nur la-
sirend colorirten, indem sie fast Weiss untermalten, mithin blieb
nur eine sehr dünne Oberfläche von Lack darüber, aber es ist
eben so gewiss, dass, wenn diese Lackfarben von so dauerhafter
Natur gewesen wären als der gute Krapplack, so würden diese
Gewänder und tausend andere Töne, welche mit diesem Roth
vermischt sind, nicht so vergänglich und zerstört worden sein,
als wir sie heut zu Tage finden.
Es giebt indessen Krapplacke, die in der Güte verschieden
sind, lllld dieses beweiset, dass es schwer sein muss, sie gut zu
verfertigen. Ich habe niemals so Schöne Rosen- und Carmin-
lacke, sowohl in Ansehung der Lebhaftigkeit der Farbe als der
Körperlichkeit, erhalten können als diejenigen, die man mir von
Berlin und von München verschafft hat. Ich habe oft franzö-
sische Fabrikate gebraucht und in der Sonne probirt, allein ich
habe sie nicht so genügend noch so rein von Farbe gefunden als
die, welche ich in Deutschland gekauft hatte, wo diese Ent-
deckung gemacht worden ist. Von diesen letzteren habe ich noch
Versuche, die dreissig Jahr alt sind, und ich kann versichern,
dass sie, genau betrachtet, noch eben so lebhaft sind als in dem
Augenblick, da, ich sie machte, obgleich diese Lacke blos mit
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