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Anhang.
Restauration der Gemälde.
ölgetrankten Ballen diese Stelle ab, um eine weitere Einwirkung
des Putzwassers daselbst zu verhindern. Ist auf diese Weise die
Stelle gereinigt, so geht man mit demselben Verfahren weiter,
bis der IPirniss von dem ganzen Bilde vollständig entfernt ist. Man
wechselt mit der Baumwolle, sowie dieselbe beschmutzt ist, damit
nicht, was auf einer Stelle abgehoben ist, auf eine andere Stelle
hingebracht werde, und betrachtet die Baumwolle auf das Sorg-
ialtigste, um nachzusehen, 0b auch nicht das Geringste von der
Farbe selbst mit aufgelöst ist, eine Sache, die allen denen
nicht genug anempfohlen und eingescharft werden kann, die ihre
Bedeutsamkeit nicht aus "eigener Erfahrung wissen.
Ist der Firniss ganz abgenommen, so reinigt man das Ge-
malde mit einem Schwamm und reinem Wasser, eine Operation,
die jedoch sehr bedenklich ist, wenn vorhandene Risse und
Sprünge die Feuchtigkeit zwischen die läarbenmasse und das Holz
oder die Leinwand gelangen lassen könnten, wodurch dem Ver-
derben erst recht Thor und Thür geöiinet würde 1). .Ist aber die
Malerei abgewaschen und dann vollständig trocken geworden, so
dass auch nicht die geringste Feuchtigkeit darauf zurückgeblieben
ist, so wird das Gemälde von Neuem mit Firniss überzogen.
Oelfirniss.
Wenn der fortzunehmende Firniss kein 'l'erpentin-, sondern
ein Oelürniss ist, wie der Uopal, so müssen viel stärkere Mittel,
oder vielmehr die Mittel müssen in einem viel stärkeren Masse
angewendet werden. Um so grössere Vorsicht bedarf es nun
aber bei ihrer Anwendung, zumal gegen das Ende der Operation,
damit durch dieselben nicht die oberste Schicht der Malerei, die
noch dazu meistentheils aus dünnen und dünnsten Lagen von
Farbe besteht, angegriffen und beschädigt werde.
1) Erst nach Durchlesung des ganzen Aufsatzes wird man sich eine deut-
lichere Vorstellung von dem überall zu beobachtenden Verfahren machen können,
so weit dies überhaupt durch Beschreibung bei einer Angelegenheit wie die
Restauration alter Bilder möglich ist, wobei der jedesmalige specielle und in-
dividuelle Zustand der herzustellenden Schaden immer erst die besten Mittel
dagegen angeben muss, die verständige und praktische Anwendung dieser aber
oft erst die eigentliche Schwierigkeit ist.