Abnehmen
Terpentinürniss.
des
509
Natürlich nicht ohne die nöthige Vorsicht, damit die Malerei
und zumal die Zunächst unter dem Firniss liegenden Lasuren, die
gerade dem Bilde den Reiz und Zauber der Farben und des Tons
gegeben haben, nicht angegriffen und beschädigt werden. Aus
diesem Grunde, sowie auch um keine Vertiefungen (Eindrücke)
zumal in alte Leinwand zu verursachen, darf man durchaus nicht
stark aufdrücken und muss den Staub des Firnisses mit einer
Feder, Hasenpfote oder dgl. m. oft entfernen, um immer genau
sehen und beurtheilen zu können, ob auch nicht die Malerei an-
gegriffen wird 1).
Man entfernt aber auch den alten Firniss auf nassem Wege
und zwar entweder mit reinem Spiritus Vini, wobei auf
die in Bouvier Seite 489 ausführlich beschriebene Art zu ver-
weisen ist, oder mit sogenanntem Putzwasser.
Dies Putzwasser ist eine Mischung, wesentlich aus
rectificirtem Terpentin und Spiritus bestehend, die
man, je nachdem man es bedarf, aus zwei Theilen Spi-
ritus und einem Theil Terpentin, oder aus zwei
Theilen Spiritus und drei Theilen Terpentin
bereiten kann. Um die Schärfe dieser Mischung zu mil-
dern, setzt man ein wenig (etwa. den zwanzigsten
Theil des Ganzen) Mohnöl oder bessersCopaiva-
balsam hinzu.
Es ist wohl kaum nothwendig, besonders darauf aufmerksam
zu machen, dass sowohl der reine Spiritus, wie auch das Putz-
wasser den Farben ausserst verderblichwerden können, da aber
die grösste Aufmerksamkeit und Sorgfalt bei jeder Operation zur
Herstellung geschädigter Gemälde das Nothwendigste ist, so soll
keine Gelegenheit versäumt werden, dieses inimer von Neuem ein-
zuscharfen.
Das Verfahren mit dem Putzwasser ist nun folgendes: Man
nimmt einen kleinen Ballen Baumwolle in jede Hand, den einen
mit Putzwasser, den anderen mit Oel befeuchtet, reibt mit dem
Putzwasser eine Stelle ein paar Secunden lang, bis sich daselbst
der Firniss aufgelöst hat, und wischt dann mit dem anderen,
Siehe
490.
Bouvier, Seite