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Erste Lection.
Chinesischer Zinnober.
lasirt wird. Er macht auch die rosigen Töne nicht so kalt als der
reine Lack und weniger gelb als der Zinnober, wenn man das
eine oder das andere mit Weiss vermischt. Es kommt also auf
den Maler an, sich desselben mit Auswahl zu bedienen und ihn
nicht überall auf's Gerathewohl zu verschwenden, denn sonst
würde er in das Kalte und in eine weinartige Farbe verfallen.
Es ist gewiss, dass der europäische Zinnober viel besser ist, um
die Lokaltöne des Fleisches damit zu machen, indem man ihn
mit Weiss und hellgelbem Ocker vermischt, es entstehen viel
leuchtendere Töne daraus.
Der Zinnober kann besonders in der Oelmalerei durch kein
anderes ähnliches Roth ersetzt werden, denn der hellrothe Ocker
wurde für eine schöne Carnation der Frauen und Kinder, selbst
vieler Männer, keine hinlänglich frischen Töne hervorbringen.
Der Vermillon oder chinesische Zinnober wird in kleinen
Päckchen von ein oder zwei Zoll in's Gevierte verkauft. Das
äussere Papier ist bunt mit chinesischen "Zeichen verziert und
unter diesem Papier, das zur ersten Einhüllung dient, findet man
ein zweites von der chinesischen Fabrik, welches schwarz und
glänzend ist. Er ist viel theurer als der andere Zinnober, allein
mit einem solchen Packet hat man auf lange Zeit genug, weil
man nur wenig davon braucht, wie man aus den Anleitungen er-
sehen wird, die ich zum Mischen der Töne für zwei Paletten
geben werde (siehe die sechszehnte und achtzehnte Lection).
Rosenfarbiger
Krapplack.
Dieser Lack, sowie alle übrigen Krapplacke, ist von er-
probter Dauerhaftigkeit und einem sehr feinen Rosaroth. Leider
hat man es noch nicht so weit gebracht, diesen Lacken etwas
mehr Körper zu geben, denn alsdann liessen sie nichts zu wün-
schen übrig. Nichtsdestoweniger so wie sie sind, kann man aller-
dings sehr wohl damit zufrieden sein und diese Entdeckung, die,
wie es scheint, erst seit fünfundzwanzig bis dreissig Jahren ge-
macht worden, ist eine der wichtigsten, weil sie uns endlich mit
einer carminrothen sehr dauerhaften Farbe bereichert hat, wel-
ches vorher der Fall nicht war. Diese wohlthatige Eründung ist
noch schätzbarer für die Miniaturinalerei, in welcher mit Gummi-