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Vierunddreissigste Lection.
Zusatz.
am folgenden Tage mit dem Firniss und kann dies einzeln in
kleinen Stellen thun, nur immer sehr dünn und ohne Ränder
stehen zu lassen. Auch das Uebermalen der geiirnissten Stellen
schiebt man besser um einen Tag hinaus, obgleich der Firniss
nach einer oder zwei Stunden so trocken ist, dass man es allen-
falls da schon thun könnte.
Man ist durchaus nicht genöthigt, das ganze Bild mit dem
Firniss zu überziehen, wenn man eben nur eine einzelne Stelle
zu übergehen wünscht, aber man muss sich hüten, dann Gefirniss-
tes und nicht Gefirnisstes zu übermalen, es sei denn, dass letzte-
res vollkommen trocken, also einige Monate alt ist, weil sonst
derselbe Ton, wie oben angegeben, verschieden auftrocknet.
Soll der Firniss bei fertigen Gemälden als Schutz dienen,
so muss er mehrmals wiederholt werden, ehe er als genügend
gegen die schädlichen Einflüsse der Atmosphäre betrachtet wer-
den könnte, da jeder einzelne Ueberzug so ausserst dünn ist.
Jede Wiederholung kann den folgenden Tag oder nach jedem
beliebigen Zwischenraum, selbst nach Jahren vorgenommen wer-
den. Hat er aber durch genügende Wiederholungen die nöthige
Stärke erlangt, so würde allerdings auch von ihm wohl gelten,
was von allen Spiritusiirnissen bemerkt ist, dass er zwar von aus-
seren Einflüssen leiden, aber nicht abgenommen werden kann oder
nur in sehr gefahrlicher Weise für das Gemälde.
Zur Conservirung fertiger Bilder scheint mir daher folgendes
Verfahren das zweckdienlichste zu sein. Man überzieht zuerst
das Bild mit französischem F irniss einmal und wenn dieser trocken
ist mit Mastixürniss, beides natürlicherweise, wenn das Bild ge-
nügend trocken ist, oder wenigstens den Mastix erst dann. Muss
dieser später einmal aus irgend einem Grunde abgenommen wer-
den, so bleibt immer die Malerei durch den darunter liegenden
französischen F irniss, der nur mit Spiritus aufzulösen ist, geschützt.
Man erhält diesen Vernis a tableaux Nr. 3 et a retoucher
1a peinture a Phuile von Soehnee freres (gewöhnlich französischer
Firniss genannt) in allen soliden Handlungen, die Malerutensilien
verkaufen, doch muss man sicher sein, dass derselbe auch aus
obiger Fabrik bezogen ist, denn kein nachgeahmter, so ähnlich
er jenem ächten erscheinen mag, hat vollständig die guten Eigen-