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Vierunddreissigste
Lection.
A bnehmen
des
Fimiss.
Verfahren,
den
Firniss trocken und
abzunehmen.
mit
den
Fingern
Man lege das Gemälde auf einen Tisch und bringe zum An-
fang auf eine Ecke des Gemäldes, auf eine wenig bedeutende
Stelle, etwas pulverisirtes Colophonium, mit welchem man mit der
Spitze des Fingers die gewählte Stelle anreibt.
Dies wird alsbald die Stelle in Staub verwandeln, und ist
diese Parthie einmal angegriffen, so folgt das Uebrige ein Stück
nach dem anderen von selbst und gerade der Staub von dem
alten Firniss dient als Mittel und trägt dazu bei, alles Uebrige
in Staub zu verwandeln.
Man darf kein anderes Werkzeug als die Finger gebrauchen,
weil man mittelst derselben fühlt, was man thut, und sie uns be-
merkbar machen, wenn wir aufhören sollend
Es erfordert Geduld, denn die Arbeit dauert lange. Man
darf nicht zu lange auf einer und derselben Stelle reiben, be-
sonders in der Carnation und da, wo man Lasuren vermuthen
kann, aus Furcht, zu viel abzuschleifen und die Malerei anzugreifen.
Es ist besser, anfangs das Gröbste wegzunehmen, und von Zeit zu
Zeit den Staub wegzuschaäen, -um besser zu sehen, was man
thut, aber ja nicht nass machen; man nimmt zu dem Ende eine
Feder oder Hasenpfote, um diesen Staub abzuwischen, und bläst
das Uebrige davon weg. Wenn das ganze Gemälde übergangen
ist und überall matt erscheint, so reinigt man es noch mehr,
aber ohne es nass zu machen, und man fängt von Neuem an,
das abzuschleifen, was noch vom Firniss übrig geblieben sein
könnte. Sieht man, dass eine Parthie keinen Staub mehr giebty
so geht man weiter von einer Stelle zur anderen, aber nicht in
einzelnen getrennten Parthieen, bis man überzeugt ist, dass der
Firniss ganz abgenommen ist. Man kann wohl denken, dass gegen
Ende des Reibens man mit noch grösserer Schonung zu Werke
gehen IIIIISS; allein in keinem Fall darf man mit den Fingern
stark auf die Leinwand drücken, theils um keine Höhlung hin-
einzubringen, theils um die Malerei zu schonen 1). Man bemüht
1) Um diesen Uebelstand zu vermeiden, muss man die linke Hand unter
die Stelle halten, die man gerade reibt, dadurch wird ,die Leinwand gehalten
und man weiss besser was man thut.