Volltext: Handbuch der Oelmalerei für Künstler und Kunstfreunde

Vorbereitungen. 
Auftrag des Firniss. 
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darauf kommt es blos an, und nicht das Gemälde etwa. spiegel- 
blank zu machen; je weniger dick der Firniss ist, desto weniger 
wird er mit der Zeit gelb. Ich komme auf die Arbeit zurück. 
Man trage den Firniss von oben nach unten in Streifen auf, und 
wenn man unten angekommen ist, so streiche man nicht wieder 
zurück, sondern hebe den Pinsel in die Höhe ohne Absatz und 
fange sogleich seitwärts einen zweiten Streifen neben dem ersten 
an, hierauf einen dritten, einen vierten etc., und zwar immer von 
der Linken zur Rechten, bis die ganze Fläche mit Firniss bedeckt 
ist. Ist dieses geschehen, so nehme man keinen Firniss weiter, 
sondern streiche mit dem Pinsel von der Linken zur Rechten 
nach der Breite des Gemäldes, um sowohl den Firniss gleich 
auszubreiten, als auch diejenigen kleinen Stellen zu ergänzen, die 
etwa verfehlt sein könnten. Endlich, wenn es kalte Witterung 
ist, in welcher der Firniss viel geschwinder steif wird, bringe man 
das Gemälde behutsam an ein lebhaftes Flammenfeuer und drehe 
und wende es einen Augenblick, wie oben im ersten Falle ge- 
schehen ist, um die Nässe abzutrocknen. Man stelle sich dabei 
in einer Entfernung von drei oder vier Fuss, vermeide Staub, 
Rauch und Feuerfunken und lege es dann wieder platt auf den 
Tisch, wo man den Firniss sich setzen lässt, ohne dass man wie- 
der in die Stube geht und ohne Jemandem wenigstens einen halben 
Tag lang den Eintritt zu gestatten. 
Man darf keinen Augenblick versäumen und sich durch nichts 
abhalten lassen, wenn man diese Arbeit vornimmt, die man in 
einer oder zwei Minuten beendigen muss, um die Flüssigkeit 
des Firniss zu benutzen. Indessen darf man doch die Pinsel- 
striche nicht zu geschwind machen, wodurch der Firniss schäumt 
und öfter nicht Zeit gewinnt, sich überall abzusetzen. Man muss 
also den Pinsel mit Gleichmässigkeit führen und zugleich etwas auf 
ihn drücken, so dass sich die Haare dadurch ein wenig krummen 1). 
1) Man sehe die Gestalt des Breitpinsels zum Firnissen auf der fünften 
Kupfertafel Fig. G. Wenn das Gemälde grössor als zwei bis drei Fuss ist, 
so nehme man einen breiteren und grösseren Dachspinsel, aber immer in brei- 
ter Form, wie diese hier. Die Grösse des Pinsels muss sich immer nach der 
Oberfläche richten, die man zu überziehen hat, denn die Arbeit muss geschwind 
geschehen. 
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