Einunchlreissigste
Lection.
Von dem Eiweissfirniss und dessen
malte Gemälde, so lange sie noch
um den eigentlichen Firniss
Anwendung auf frisch ge-
nicht trocken genug sind.
darauf zu bringen.
Wenn man ein Oelgemalde fertig hat, so muss man es
trocken werden lassen, bis keine Farbe mehr unter dem Finger
klebrig erscheint. Man hat aber noch eine andere Manier, wo-
durch man erkennt, ob es genug ausgetrocknet ist, um das Ei-
weiss darauf bringen zu können: man haucht nämlich darüber.
Sind die Farben noch zu frisch, so verschwindet der Hauch des
Athems sogleich, oder er ist auf der Oberfläche der Farbe gar
nicht sichtbar. Wenn hingegen der Hauch sehr sichtbar ist
und er die Farben trübe und unkenntlich macht, indem er einige
Augenblicke stehen bleibt, ohne zu verfliegen, so ist es ein Kenn-
zeichen, dass sie trocken genug sind, um das hliweiss ohne Ge-
fahr auftragen zu können.
"Es lasst sich keine Zeit bestimmen, in welcher die Farben
hinlänglich trocken sein müssen; dieses hängt von mehreren Um-
ständen ab, als da sind, die Art des Oels und der Farben, die
man gebraucht hat, der Dreistigkeit oder Furchtsamkeit, mit
welcher die Farbe behandelt worden ist, hauptsächlich aber der
Temperatur und des wirklichen Zustandes der Atmosphäre, ob
sie warm oder trocken, feucht oder kalt ist. Im Sommer trocknet
ein Gemälde in acht "oder zehn Tagen besser als im Winter in
sechs oder acht Wochen. Man kann annehmen, dass es im
Sommer zehn oder zwölf Tage bedarf, im Winter zweier Monate