Verfahren, mit Leim zu
grundiren.
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es sei nun, dass das Modell sich in der Stadt nicht lange auf-
halten und so lange warten kann, bis die Untermalung trocken
genug ist, um sie wieder zur Hand zu nehmen, oder auch aus
anderen Gründen. Nun ist es aber unstreitig viel leichter, ein
Portrait a la prima auf diese Grundirung als auf eine Oelgrundi-
rung zu malen, weil, wie schon gesagt, die Farbe schnell auf der
Oberfläche der Leinwand haftet und das Oel dergestalt eindringt,
dass sie nach zwei oder drei, Stunden, ohne trocken zu sein,
dennoch Körperlichkeit und Steifigkeit genug hat, um darauf ar-
beiten zu können, ohne zu befürchten, die untere Lage aufzulösen,
mit welcher sie sich dennoch gut verbindet.
Wenn.übrigens für gewöhnlich auch die Untermalung etwas
schwieriger zu machen sein sollte, so hört diese Unbequemliehkeit
ganz auf, wenn man das Gemälde wieder zur Hand nimmt, denn
alsdann vertritt die Untermalung die Stelle der Oelgrundirung,
und man malt darüber eben so leicht, als auf jede andere Unter-
malung; mithin ist die Unbequemlichkeit nicht gross und die
Vortheile sind entschieden. Man nennt diese Leinwand absor-
birend, weil sie in der That schnell auf der Rückseite alles
Oel aus den Farben der, Palettezieht, wodurch das Trocknen sehr
beschleunigt und das Nachdunkeln der 'l"öne verhindert wird, da
das überflüssige Oel nicht von der Seite der Malerei zu verdun-
sten braucht, sondern seinen Durchgang auf der Kehrseite des
Gemäldes findet.
Verfahren,
mit
Leim
Zll
grundiren.
Man verfertigt einen guten Leim aus Stärke oder feinem
Mehl, der letztere ist noch besser. Man giebt ihm die Consistenz
des Kleisters, womit man Papier klebt, und wenndies gemacht
und Untermalung fertig machen, ohne das Trocknen abzuwarten. Allein da
man mit der ersten Untermalung niemals eine Arbeit von grosser Tiefe her-
vorbringen kann, so bedient man sich dieser Methode blos, um seine Ideen
auf die Leinwand hinzuwerfen. Dies nennt man eine gemalte Skizze, tmd nach
diesem ersten Entwurf einer Composition führt man das grössere Gemälde sorg-
fältig aus.
Bisweilen ist man auch genöthigt, ein Portrait mit einem Male fertig zu
machen, weil man das Modell nicht lange haben kann, um die Arbeit in zwei
Zwischenzeiten vorzunehmen und gehörig trocknen zu lassen.