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Dreissigste
Lection.
Grundirung.
Künstler Frankreichs liefern, bald das nicht mehr sein werden,
was sie jetzt noch sind. Ich berufe mich auf die Künstler selbst
und befrage sie, 0b sie nicht schon Merkmale der Zerstörung in
ihren Werken, die sie erst seit fünfzehn oder zwanzig Jahren ge-
macht, entdeckt haben? Es wäre Zeit, so viele vorhandene und
noch entstehende Werke vom Verderben zu retten; und wenn
ein sorgfältiger und zugleich gewissenhafter Mann es übernähme,
blos vortrefiliche Farben zuzubereiten, die vollkommen geläutert
und von allen Salzen und fremdartigen 'l'heilen, die sie andern,
gereinigt und auf harten Steinen mit aller Sorgfalt und erforder-
licher Reinlichkeit gerieben waren, so zweille ich nicht, es würden
Künstler und selbst viele Kunstfreun-de es vorziehen, mehr dafür
zu bezahlen, um nicht aus Sparsamkeit ihre schönsten Werke dem
Verderben Preis zu geben. Nicht den Kaufleuten darf man die"
Schuld beimessen, denn sie können nicht anders handeln, wieder-
hole ich nochmals, man muss sich sogar wundern, dass sie bei
dem niedrigen Preise der Farben nicht noch schlechter sind, denn
es ist nicht genug, dass eine Farbe gut gerieben ist, sondern es
ist noch wesentlicher, dass sie auch vorher gut-geschlemmt und
von allem Schadlichen gereinigt ist, allein diese Arbeit erfordert
Zeit und Mühe, die bezahlt werden muss.
Ich komme auf die Grundirung mit Leimfarbe zurück, von
welcher ich aus den angegebenen Gründen behaupte, dass sie zu
einer viel besseren Erhaltung der Farben sehr viel beiträgt, und
seit vierzehn oder funfzehn Jahren ist dies durch die Erfahrung
meiner Collagen bestätigt worden, die mit mir zugleich dies Ver-
fahren angewendet haben.
Ueherdies wird diese Grundirung in" viel kürzerer Zeit und
mit weniger Kosten gemacht, als die Grundirung mit Oel, wie
man sich leicht überzeugen kann, auch bietet sie denen, welche
in keiner Hauptstadt wohnen, den grossen Vortheil, von einem Tag
auf den anderen eine zubereitete Leinwand haben zu können, die
ganz zum Malen fertig ist, für den Fall, dass man. bei sich keinen
Rahmen von der gewünschten Grösse und Ausdehnung findet.
Mitunter ist man auch genöthigt, a la prima 1) zu malen;
1) Ein
Gemälde ä 1a prima malen,
heisst ,
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mit
einer
einzigen Anlage