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Lecfion.
Dreissigste
Grundirung.
noch so gleichmässig als möglich überall aufstreicht. Dieses ist
nicht schwer, weil das Korn der Leinwand uns leitet, und man
nachher leicht so viel wegstreicht, bis man sieht, dass auf einer
Stelle nicht mehr ist, als auf der anderen.
Die also mit dem grossen Messer aufgetragene Farbe dringt
in das Gewebe der Leinwand und legt sich fest an dieselbe.
Man darf nicht mehr auf die Ober-flache bringen, als hinreichend
ist, um die Faden zu bedecken; denn wenn man mehr darauf
bringt, so Würde dadurch die Leinwand schwer und zerbrechlich
und auch kostbarer werden. Dies ist um so wichtiger, weil das
Bleiweiss, als eine Bleifarbe, immer einen Grund bildet, welcher
anderen Farben nachtheilig werden könnte, wenigstens wenn die
Grundirung nicht sehr trocken ist, was aber erst kaum nach
acht Monaten oder einem Jahre geschieht. Indessen giebt es
keine andere Farbe, welche bei der Oelgrundirung die Stelle des
Bleiweiss ersetzen könnte; allein man kann dessen entbehren,
wenn man mit Leimfarben grundirt, wie wir bald sehen werden.
Ist die Leinwand gleichmassig grundirt, so setzt man sie der
freien Luft und selbst der Sonnenhitze aus, um das Austrocknen
zu befördern.
Einige mischen unter das Nuss- oder Leinöl einen Thcil
Terpentinöl, um ihm mehr Flüssigkeit zu geben, allein dieses,
Verfahren ist nicht gut, und es entstehen zwei Uebelstande
daraus, die Leinwand wird nämlich brüchig und die Farbe der
Grundirung dunkelt nach. Noch Andere machen eine Mischung
von Oel und Wasser und schlagen beides zusammen, bis eine
Art von Pomade daraus entsteht. Hiermit vermischen sie ihre
Farbe, wodurch die Masse, ohne Zusatz von vielem Oel, flüssig
genug wird. Ich habe dieses Verfahren nicht versucht, allein ich
bin nicht abgeneigt, es für gut zu halten, insofern als das Wasser
bald verdunstet und wenig Oel zurücklässt, das auch viel ge-
schwinder trocknet, ja bei Weitem besser, als wenn man kein
Wasser zum Oel mischt. Doch gebe ich zu bedenken, dass, wenn
auch die Masse mit wenig Oel auf der Leinwand wirklich haftet,
zu befürchten ist, dass die Grundirung sich stückweis abblättern
und bei der geringsten Falte und Biegung der Leinwand bröck-
lich werden kann, was ein grosser Nachtheil sein würde.