Volltext: Handbuch der Oelmalerei für Künstler und Kunstfreunde

Festnage 
Das 
der Leinwand. 
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die Leinwand an einem Orte starker anzuziehen, als an dem an- 
deren, weil dieses Falten verursachen würde. 
Daher muss man sich einrichten, dass man mit der Zange 
jedes lNIal eine und dieselbe Breite der Leinwand fasst, und wenn 
man ja einmal mehr gefasst hat, als das andere lVIa1, und man 
zu viel Kräfte anwenden muss, um die Backen unter den Rahmen 
zu bringen, so ist es besser nachzulassen und nichts mit Gewalt 
zu zwingen, sondern etwas weniger Leinwand zu ergreifen, um 
dieselbe überall gleichmassig und mit derselben Kraftanstrengung 
anzuspannen.  
Wenn die Leinwand auf dem Rahmen überall gleich ange- 
spannt ist, so werden nicht nur alle Zapfenlöcher in den Win- 
keln genau passen und schliessen, sondern die Keile werden auch 
für den Augenblick unnöthig sein, und man bedient sich derselben 
erst nach kürzerer oder längerer Zeit, z. B. in drei oder sechs 
Wochen, wenn man sieht, dass die Leinwand anfängt locker zu 
werden. Man muss sich also hüten, in dem Augenblicke, wo 
man die Leinwand aufspannt, die Keile einzusetzen, dies würde 
mehr schädlich als nützlich sein, weil das Zusammenpassen des 
Rahmenholzes verhindert wird, indem die Fugen auseinander ge- 
.halten werden. Man verwahrt also diese kleinen Keile so lange, 
bis der Fall eintritt, in welchem man ihren Gebrauch für nö- 
thig hält. 
Das Verfahren beim Aufspannen ist dasselbe sowohl für 
schon grundirte Leinwand, wie für einfach rohe Leinwand ohne 
Gmndirung. Indessen erfordert die schon grundirte Leinwand 
noch mehr Aufmerksamkeit und Sorgfalt, weil sie durch die Grun- 
dirung, besonders mit Oelfarbe, leicht brüchig wird, und nicht 
S0 geschmeidig und leicht anzuziehen ist, als die rohe Leinwand. 
Einige Leute verlassen sich auf den Gebrauch der Keile für 
ein leidliches Aufspannen der Leinwand, und heften sie ganz leicht 
und nachlässig mit den Nägeln an, allein dies ist eine falsche 
Methode, weil die Leinwand nicht überall gleich straff ausgedehnt 
wird, und wenn nachher die Keile eingetrieben werden, so ent- 
Steht eine solche Ausweichung in der Verbindung, dass der Rah- 
men viel von seiner Festigkeit verliert und überdies aus dem 
rechten Winkel geht. Dies ist sehr unangenehm und öfters sehr
	        
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