Volltext: Handbuch der Oelmalerei für Künstler und Kunstfreunde

Erste Lection. 
Gelb. 
Gelb, Indisch 
allein man gebrauche ihn zu Lichttönen niemals, sowohl in der 
Carnation, als bei allen übrigen Gegenständen, die man durch 
eine brillante Färbung hervorheben will; denn diese Farbe geht 
immer etwas inls Braune, besonders wenn man sie mit Weiss 
mischt. Indessen bleibt sie zu jedem anderen Gebrauch nützlich. 
Sie deckt gut ohne zu körperlich zu sein und mit Berlinerblau 
vermischt, giebt sie ein sehr brauchbares warmes Grün; mit 
Schwarz und etwas Braunroth vermischt, vortreffliche Töne für 
die Hintergründe, Terrains, Möbel etc. Ich schätze diese Farbe 
sehr, wenn sie rein und gut und nicht etwa Theile von Erdpech 
(Bitumen) enthält, wodurch sie nachdunkelt und schwarz wird. 
Indisch 
Gelb 
(Indian 
Yellow). 
Ob ich gleich von diesem Gelb vermuthe, dass es eine vege- 
tabilische Substanz ist, so ist es nichtsdestoweniger von einer 
Dauerhaftigkeit, welche jede Probe aushält, und in Ansehung der 
Schönheit der Farbe kann es nur mit dem schönsten Gummi- 
gutt verglichen werden. Anstatt dieses letzteren, das in Oel fast 
nicht gebraucht werden kann, weil es ein Gummi ist 1), ist das 
indische Gelb, Welches vor der Beimischung des Oels wohlge- 
trocknet in Pulver verwandelt ist, seiner Natur nach so geeignet, 
da es alle anderen Farben vermöge der Feinheit seiner Par- 
1) Man kann das Gummigutt von seinem natürlichen Harze befreien und 
dadurch ein sehr reines und lebhaftes Gelb erhalten, das sich in jPulver ver- 
wandelt. Mehrere Landschaftsmaler in der Schweiz bedienen sich desselben 
zur Aquarell-, Gouache- und Miniaturmalerei. Dieser Rückstand, von seinem 
Gummi befreit, giebt ein gutes J onquillengelb und könnte auch in Oel anwend- 
bar sein , ich weiss es aber nicht, weil ich es blcs in Wasser gebraucht habe. 
Man müsste einen Versuch machen, allein ich setze voraus, dass es in der Oel- 
malerei nur zu Lasuren gebraucht werden kann, denn es hat fast gar keinen 
Körper. Man thut einige Unzen des ausgesuchtesten Gummigutt in einen 
neuen glasirten Topf, welcher nie gebraucht worden, schüttet filtrirtes Wasser 
darüber und lässt es schmelzen; alle Tage giesst man das Wasser ab, bis man 
sieht, dass der gelbe Rückstand mit dem gelben Wasser, das man abgiesst, zu- 
gleich ablaufen will; an die Stelle des abgelaufenen Wassers giesst man neues 
Wasser, und zwar so viel, dass es vier oder fünf Zoll hoch über dem Gelb 
steht; diese Arbeit unterhält man sechs Wochen und darüber, alsdann sammelt 
man das Gelb und lässt es trocknen. Es ist so sehr von allem Gummi ent- 
bunden, dass es wie Neapelgelb um Licht aufzusetzen gebraucht werden kann.
	        
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