Erste
Lection.
Weiss.
weiss, aber mit weniger Sorgfalt und Vorsicht zubereitet. Es ist
auch nicht so weiss und wohlfeiler, daher man es gern bei
grossen Malereien gebraucht, die viel Farbe erfordern, besonders
im Hintergrund und anderen grossen Parthieen, wo ein schönes
Weiss nicht schlechterdings nothwendig ist, besonders aber bei
dem Anlegen und Untermalen. Uebrigens kann man Alles, was
vom Kremserweiss gesagt werden, auch auf das Bleiweiss anwen-
den, allein es genügt einmaliges Abreiben mit Wasser, um es
dann mit Oel anreiben zu können, es sei denn, dass man es so
rein als möglich haben wolle.
Bei dem Reiben der weissen Farben ist einige Vorsicht nöthig,
denn besonders bei dem Abreiben mit Oel dunstet ein schädlicher
Geruch aus. Man thut wohl, diese Arbeit in freier Luft zu ver-
richten, so, dass man den Wind im Rücken hat, oder, wenn
man im Zimmer reibt, bei offenem Fenster mit einem Luftzuge.
Einer meiner Freunde hat mich n1it einem Verfahren bekannt
gemacht, um das reinste Weiss zu erhalten. Ich habe nicht Ge-
legenheit gehabt, selbst einen Versuch damit zu machen, ich habe
aber zu seinenWahrheitshebe und Aufrichtigkeit alles Zutrauen.
Uebrigens trägt dies Verfahren, das bereits von Anderen aus-
geübt ist, in sich selbst Alles, um von seiner Ausführbarkeit zu
überzeugen, da es auf Grundsätzen beruht, welche die Vernunft
billigen muss.
Man nehme ungefähr ein Pfund schönes Kremserweiss und
reibe es in kleinen Parthieen einmal mit Wasser ab, ohne die
äusserste Feinheit dabei zu beabsichtigen. Man nehme es dann
von dem Stein als einen Brei in der Starke dicken Rahms her-
unter und sorge dafür, dass diese erste Abreibung nicht ein-
trockne, sondern sich etwas flüssig erhalte. Die jedesmalige Ab-
nahme der Farbe vom Stein schütte man in einen neuen wohl
glasirten Topf, oder ein eben solches Gefass von Fayence oder
Pfeifenthon.
oder Mergei. Es scheint, dass der Mergel, den die Holländer in ihrem Lande
haben, mehr Körper und Schwere hat, als der an anderen Orten, wodurch ihr
Bleiweiss (Acerussa) Vorzüge erhält.