des Malers und des
Standpunkt
Modells.
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der Ort, wo sein Gemälde aufgehangen werden soll, das Licht von
der rechten Seite erhält und man ganz allgemein darauf achtet,
die Portraits nach ihrem wahren Lichte aufzustellen. Uebrigens
ist dies eine geringe Unbequemlichkeit für den Oelmaler, da das
Gemälde, woran er arbeitet, fast immer senkrecht auf der Staffelei
steht, und die Hand des Künstlers nur einen leichten Schatten
auf sein Gemälde wirft; denn da das Licht in der Werkstatt
obenher vom Fenster kommt, so fallen fast alle Lichtstrahlen von
oben, über seine Hand 1) auf das Gemälde.
Ich habe schon von der schlechten Wirkung für die Perspec-
tive aller Gegenstände eines Gemäldes gesprochen, wenn der Maler
allzu nahe vor ihnen oder dem lebenden Modell sitzt. Wenn man
also nicht allein eine ganze Figur, sondern auch Möbel und an-
dere Beiwerke eines Gemäldes zeichnet, so setze man sich auf
einen "nicht hohen Stuhl, der jedenfalls niedriger ist, als die ge-
wöhnlichen Stühle, dadurch wird der Augenpunkt in dem Horizont
des Gemäldes viel niedriger werden, die Oberfläche der Gegen-
stände senkt sich nicht so stark und dies giebt ihnen mehr Per-
spective und ein viel angenehmeres Aussehen.
Es ist nicht meine Absicht, einen perspectivischen Unterricht
zu ertheilen, diese Wissenschaft ist zu weitläufig, sie verdient für
sich eine vollständige Abhandlung, allein ich empfehle das Stu-
dium derselben allen denen, welchen daran gelegen ist, etwas
Gutes zu liefern, ja fur solche ist sie eine unumgängliche N0thwe11-
digkeit, ohne dieselbe werden ihre Arbeiten immer mehr oder
weniger fehlerhaft und bisweilen ganz und gar ungestaltet sein.
Man hat mehrere gute Schriften über diese Wissenschaft, unter
welchen die zum Gebrauch für Maler bestimmten vorzuziehen sind.
1) Auch aus diesem Grunde rathe ich den Anfängern, sich auch schon mit
dem Stift zu gewöhnen, an einer Staffelei zu zeichnen.