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Dreiundzwanzigste Lection.
Die Werkstatt.
Von dem Platz, welchen der Maler gewöhnlich in seiner
Werkstatt einnimmt. Von der Grösse, Proportion und
besten Anordnung derselben.
Der Maler wählt fast immer seinen Platz so , dass er das
Fenster zur linken Hand hat, denn wenn er sich anders stellt,
so wirft seine rechte Hand, welche den Pinsel hält, einen Schatten
auf sein Gemälde. Den Rücken wendet er etwas gegen das Licht,
damit er nicht geblendet wird und auch, damit sein Gemälde
desto heller beleuchtet werde und dem Lichte fast gerade gegen-
über stehe.
Wenn man junge Frauen oder Kinder malt, die meistentheils
eine frische Fleischfarbe haben, so stellt man sie so, dass sie das
Licht mehr von vorn als von der Seite erhalten, wodurch die
Schattenmasse wesentlich kleiner wird. Die auf diese Art be-
leuchteten Portraits sind zwar nicht immer so effectvoll, als die
anderen, allein sie sind viel angenehmer und vortheilhafter.
Im Allgemeinen vermeidet man, selbst bei Portraits junger
Männer, sie durch ein zu sehr von der Seite kommendes Licht
zu beleuchten, das heisst, der Theil des Gesichts auf der Schat-
tenseite muss nooh immer etwas erhellt sein, denn nichts ist un-
angenehmer, als ein Gesicht, das auf einer Seite ganz hell und
auf der anderen Seite ganz dunkel ist. Etwas Anderes ist es bei
einem Gemälde, das aus mehreren Figuren besteht; bei diesen
würde es affectirt sein und Mangel an Kunst und Geschmack
verrathen, wenn man alle Köpfe auf gleiche Art beleuchten oder
allen eine und eben dieselbe Stellung geben wollte, vielmehr muss
man so viel als möglich sowohl die Stellung als das Licht ab-
wechseln lassen und eine Mannigfaltigkeit der Beleuchtung er-
streben, die für das ganze Gemälde am passendsten ist.
Wir haben schon bemerkt, dass das Lieht in der Werkstatt
eines Malers nur durch Ein Fenster fallen muss, zu diesem setzen
wir noch hinzu, dass das Local Raum genug haben muss, damit
die Person, welche man malt, ungefähr vier oder fünf Fuss von
dem Fenster entfernt sitzen kann und eben so viel oder wo mög-
lich noch mehr Raum hinter dem Stuhl des Modells übrig-bleibe 1).
den Grund
gilt ist,
Es giebt Fälle, wo
Werk-
einer
Wände
die
oder