Hintergründe.
Dunkler
Himmel.
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samkeit des Betrachtenden dadurch nicht abgelenkt werde und
alles Interesse auf das gelenkt wird, was den Hauptgegenstand
des Gemäldes ausmacht, denn dieses hindert dennoch nicht, selbst
auch den verschiedenen Parthieen eines Grimdes einige Aufmerk-
samkeit zu gönnen. Es giebt sogar Einiges, was detaillirt und
gut ausgeführt sein muss, nämlich die Beiwerke, die gewisser-
massen mit zur Figur gehören, wie ein Lehnstuhl, ein Tisch, ein
Baumstamm, Blumen, mit einem Worte Alles, was sehr nahe und
bisweilen sogar vor der Figur steht. Allein alles dasjenige, von
welchem man annimmt, dass es in einer gewissen Entfernung
hinter den Personen einen Hintergrund darstellen soll, muss in
einer verschwommenen, wenig bestimmten Weise gemalt sein.
Unter den verschiedenen Arten der Himmel wird diejenige
als Hintergrund die beste Wirkung machen, welche einen trüben,
stürmischen Himmel darstellt, weil viele und mancherlei Arten
von Tönen dabei angebracht werden können, die sich mit den
Köpfen sehr harmonisch stimmen lassen, und da es in der freien
Wahl des Malers steht, die Massen und die Töne der Wolken
nach seiner Phantasie zu ordnen, so wird er nicht unterlassen,
wenn er seine Kunst versteht, sich dieses geschickt zu Nutze zu
machen, um gewisse Parthieen dunkler und andere nach Be-
lieben heller zu halten, um dadurch seinen Kopf, was Wirkung
und allgemeine Harmonie betriHt, mehr hervortreten zu lassen.
Man entgegne nicht, dass es falsch sei, einen Kopf oder sogar eine
ganze Figur mit einem starken Licht zu beleuchten, während sie
sich auf einem stürmischen oder regnerischen Hintergrunds absetzt;
dies sieht man täglich, die Figur kann ihr Licht von Morgen
erhalten, wo der Himmel hell und klar sein kann, indessen
gegen Abend oder Mittag der Himmel mit Wolken bedeckt und
dunkel ist. Der Maler malt niemals den Himmel, den er hinter
Sich hat, denn diesen sieht er nicht, er malt und kann keine
andere Parthie des Himmels malen, als die er vor sich hat;
wenn zu viele Gegenstände auf einmal die Blicke auf sich ziehen, entweder
dadurch, dass sie zu stark beleuchtet oder zu bestimmt angegeben, oder zu hart
detaillirt sind; denn nichts darf bei dem ersten Anblick unsere Aufmerksamkeit
in Anspruch nehmen, als der Hauptgegensfand; dieser Grundsatz ist allen nach-
ahnmenden Künsten gemeinsam.