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Dreiundzwanzigste Lection.
Die Werkstatt.
eine hölzerne Rolle, wie bei den Landkarten, daran und streiche
ein oder zwei Stücke solcher Leinwand mit reinem Himmelblau
und wie einen mit hellen und goldigen Wolken durchzogenen
Himmel, eine andere Leinwand wie einen grauen und dunklen
Himmel an, und endlich auf ein oder zwei anderen Stücken solcher
Leinwand male man grünes Gesträuch so aus dem Ganzen, aber
nur undeutlich, unbestimmt, verschwommen, ohne Details und
besonders ohne die geringste Harte 1). Alles' dies muss verwischt
und durchaus ohne bestimmte Form sein; das Wesentliche dabei
besteht darin, dass die Töne des Himmels und des Grün sanft
sind und sich in die Ferne verlieren, alsdann können diese von
allen Seiten mit den verschiedensten Tönen bestrichenen Stücke
Leinwand uns zu Hintergründen dienen, indem sie uns eine grosse
Anzahl von Tönen zum Aussuchen darbieten für die Wirkung, die
man hervorbringen will. Vorher überlegt man, welcher mehr oder
weniger helle oder dunkle Ton für den Himmel oder die Land-
schaft als Hintergrund am passendsten ist. Man kann sogar um
sein Modell her einige Stücke dieser Leinwand aufstellen, was sehr
viel helfen wird, um von unserem Standpunkt aus zu beurtheilen,
was am passendsten ist, den Kopf gut loszusetzen, damit er weder
nüchtern noch hart erscheint. Man hat es nicht allein in seiner
Gewalt, bald diesen oder jenen Hintergrund zu wählen, deren
Töne verschieden sind, sondern man vermehrt diese Verschieden-
heit noch durch die Art, wie man sie in der Werkstatt gerade
oder schief gegen das Licht stellt, wodurch man die dunklen oder
hellen Töne "der Hintergründe unendlich verändern kann, so dass
unser Modell, das von allen Seiten von diesen Rahmen reflectirt
wird, fast eben so gut wie unter freiem Himmel beleuchtet ist.
Es versteht sich, dass man die verschiedenen Rahmen hinter und
auf beiden Seiten des Modells in einer passenden Entfernung
stellen muss, damit dasselbe nicht zu viel und auch nicht zu we-
nig reflectirt wird.
1) Man bemalt diese Leinwand grob wie eine Theaterdecoration in einer
Tempera, mit einem dicken Pinsel von dngefähr zwei Zoll im Umfange und
macht die Farben mit sehr schwachem iiandrischen Leim an, den man beim
Malen lauwarm erhalten muss. Dieser Leim muss erkaltet eine sehr wenig
consistente Gallerte sein.