der
Licht in
Das
Werkstatt.
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sogar mit blossem Lesen, sich dergestalt einzurichten, dass das
Licht blos von oben herunterfallt, sie werden sich dabei wohl be-
finden und ihr Gesicht viel langer erhalten.
Es trifft sich öfter, dass man ein Portrait oder irgend einen
Gegenstand auf einm Himmel als Hintergrund malen will; dies
kann geschehen, allein man muss dann den Hintergrund und be-
sonders den Kopf in einer ganz anderen Weise behandeln, als
wenn man eine Stube oder sonst ein Interieur als Ilintergrund
malt; freilich muss hierzu bemerkt werden, dass ein Künstler schon
ziemlich geschickt und sehr gewandt sein muss, wenn er auf einem
Himmel als Hintergrund einen Kopf schön lossetzen will.
Ein besseres Mittel kann man in Wahrheit nicht ergreifen,
als wenn man sich selbst in freier Luft und auf offenem li'elde
zum Malen anschickt, um die Wirkung dieser Lichtart in der
Natur nachzuahmen, die mit dem des Inneren gar keine Aehn-
lichkeit hat, wo Kopf und Figur blos von einer Seite beleuchtet-
ist. In freier Luft hingegen wird das Modell durch einen Licht-
strom von allen Seiten umgeben, und zwar in fast gleichförmiger
Weise, besonders wenn man sein Modell den Sonnenstrahlen aus-
setzt, was übrigens nur Landleute ertragen können.
Wenn man also eigentlich gezwungen ist, die Sonne zu ver-
meiden, so wird die Wirkung für ein Portrait überhaupt zu wenig
bestimmt und schwer zu treffen sein, weil die Iteüexe des Him-
mels die Figur von allen Seiten umgeben, mithin die Schatten
Sehr unbestimmt und blaulich- sein werden; eine Wirkung, die
Sehr schön ausfallen könnte, wenn man sie vollkommen gut dar-
stellte, allein dies geschieht nur selten, Viele Maler, zumal die,
Welche sich mit Portraits beschäftigen, setzen öfters ihre Köpfe
auf einen Himmel ab, ohne die Natur und den allgemeinen Ton
der Schatten im Geringsten zu verändern. Dies ist ein Wider-
spruch. In einem eingeschlossenen Raum sind die Schatten viel
brauner als in freier Luft, mithin sind ihre Arbeiten hart und
ohne alle Harmonie. Um diesen Uebelstand so viel als möglich zu
vermeiden und weil man seine Werkstatt doch nicht in freier
Luft einrichten kann, so muss man folgendergestalt verfahren:
Man nehme einige Stücke gewöhnlicher Leinwand von funf
bis sechs Fuss Höhe auf drei Fuss Breite, nagele oben und unten
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