Volltext: Handbuch der Oelmalerei für Künstler und Kunstfreunde

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Zweiundzwanzigste Lection. 
Landschaft. 
Um zu einer weniger glänzenden und nicht so reichen Natur 
überzugehen, so betrachte man die Gemälde der holländischen und 
niederländischen Meister, mit welcher Wahrheit sie ihr eigenes 
Land gemalt haben; mag dies nun auch weder sehr schön noch 
sehr malerisch sein, so verstanden sie dessenungeachtet die 
Kunst, es mit so viel Naivität und Wahrheit der Localfarben 
darzustellen, dass ihre Werke noch heut zu Tage unsere Bewun- 
derung, ja fast möchte ich sagen, unsere Verzweiflung erregen, 
jemals eine so hohe Stufe der Wahrheit und Vollkommenheit be- 
sonders in Bezug auf die Farbe erreichen zu können. 
Man muss bemüht sein, die Gegenstände so darzustellen, 
dass man den Localton derselben auf der Stelle wieder erkennen 
kann. Eine Aussicht in den Niederlanden muss durch die Frische 
und Ueppigkeit seines Grüns die Feuchtigkeit des Bodens kennt- 
lieh machen, und eine silberfarbene und bisweilen graue Färbung 
besonders der Luft und Ferne muss das neblige Klima charakte- 
risiren. Dies ist es, was ihre besten Maler so schön nachgeahmt 
und dadurch bewiesen haben, dass diese Art Eifecte, wohl ver- 
standen, sehr viel Reiz in sich schliessen, obgleich diese Töne, 
die im Allgemeinen sehr grau sind, nicht alle Vortheile der ab- 
wechselnden und glänzenden Töne warmer Länder an sich haben. 
Wir wollen nun in dieser Reihenfolge auch Bilder, welche 
einige Gegenden der Schweiz darstellen, folgen lassen, eines Lan- 
des, das von der Natur durch die Grösse und Schönheit seiner 
Gegenden so mannigfaltig begünstigt ist. Hier ist man nur wegen 
der Wahl in Verlegenheit; alle Ansichten haben ihre Art von 
Schönheit, bald sind sie lachend, bald erhaben und ernsthaft. 
Hier ündet man wechselnd in viel grösseren Massen die Gebirge 
Italiens und die frischen Geiilde von England und Schottland. 
Ein üppiges Grün bekleidet den Fuss der Hügel; majestätische 
Bäume beschatten sie und lassen bald da, bald dort anmuthige 
Hütten, reiche Dörfer und ihre glänzenden und silbernen Kirch- 
spitzen 1) hindurchblicken. Tausend aromatische Pflanzen nähren 
zahlreiche Heerden, den Hauptreichthum der glücklichen Ein- 
1) Die Glockenthürme in, der Schweiz sind mit 
daher sie von Weitem wie Silber zu glänzen scheinen. 
weissem 
Blech 
gedeckt,
	        
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