Untertuschung auf
gTauer Grundirung.
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Mühe, blos mit geistreichen Druckern, Lichtern und verschiedenen
Lasuren in den Bäumen, Gründen und überall anderwarts voll-
enden kann. IDer zweite Vortheil ist eben so wichtig, als der
erste, und besteht darin, dass, weil die Untermalung warm ist,
diese immer etwas durchschimmert, wenn man sie auch bei der
Uebermalung deckt, und allen Tönen, die man darüber legt, etwas
Reifes und sehr stoffliches Gegenständliches giebt.
Wenn man auf einen einfarbigen, jedoch gelbröthlichen Grund
malt-(welches ich allezeit vorziehe, besonders wenn die Leinwand
nicht mit Oel'-, sondern mit Leimfarbe zubereitet ist), so kann
man sogleich mit allen Farben dick darauf untermalen und auf
die oben angezeigte Art verfahren.
Mehrere vortreiiiiche Maler machen von diesen beiden Arten
der Anlage Gebrauch, und finden dies, so wie ich, sehr gut. In-
dessen ist diese Methode von den Künstlern noch nicht allgemein
angenommen.
Zur Untermalung der Bäume, des Rasens und der Gründe
brauche man niemals das Indisch Gelb, denn es dient blos zum
Lasiren; man muss dunklen Ocker für die dunklen Stellen und
hellen Ocker für die lichten gebrauchen, indem man nach Bedürf-
niss Weiss darunter mischt. Für lichtes Grün kann man Neapel-
gelb anwenden, weil es gut deckt, allein man muss es nicht mit
Weiss mischen, indem beide Farben sich wechselseitig schaden
und durch diese Verbindung sich sehr verändern. Wenn man
aber warme und goldige Töne mischen will, so brauche man die
Ocker, denn das Neapelgelb geht allezeit etwas inis Grünliche,
und man muss es besonders bei dem Himmel vermeiden.
Eine grosse Zahl berühmter Maler der Italiener und Nieder-
länder haben sich der weiss oder grau grundirten Leinwand oder
eben solcher Hclztafeln sehr wenig bedient, sie sind sogar auf
ein anderes Extrem verfallen, und haben eine Grundirung von
braunrothem und rothem Ocker gewählt. Die letzte Farbe ist
zwar ihrer Natur nach nicht so schädlich als die weisse, allein
es entsteht doch ein grosser Nachtheil daraus, ihre Bilder sind
braun und dunkel geworden. Wir haben davon Beispiele in den
Werken zweier berühmter französischer Maler, nämlich des
Poussin und Le Brun, die davon Gebrauch gemacht haben.
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