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Zweiundzwanzigste Lection.
Landschaft.
legen, tupfe man mit kleinen einzelnen Stössen einen neben den
anderen, indem man in der linken Ecke des Bildes anfängt und
immer in einer schiefen Richtung, ungefähr einer Biegung von fünf-
undvierzig Grad, weiter geht, jedoch so, dass man den oberen Theil
des Himmels stets etwas dunkler halt, als alles Uebrige. Diese
Pinseltupfe gehen von der Linken zur Rechten und werden dann
fast mit der ganzen Länge der Borsten des Pinsels, bei jedem
Ton der Reihenfolge überstrichen._ Man muss sich bemühen, die
Farbe überall gleich dick aufzutragen, um nachher das Ganze
ohne Schwierigkeit vereinigen zu können, indem man einen grossen
und starken Dachspinsel nimmt, mit welchem man alle Abstu-
fungen in einander vertreibt und in einander zieht. Man muss
bei dem Auftrag der Farben den Pinsel herzhaft dergestalt auf-
setzen, dass er die fette Farbe gut hinsetzt, ohne dass sie sich
schiebt. Dies geschieht mit kleinen schnellen Stössen, ungefähr
so, als wollte man sehr kurzeßchrafürungen machen, die sich
alle in einander wieder vereinigen sollen. Auf eben diese Art
tragt man auch die Farbe in allen grossen Parthieen auf, wie
bei Hintergründen, Möbeln, Terrains und Gewändern; mit dem
Vorsatz, dass, wenn die Farbenmasse aufgesetzt ist, man an ge-
wissen Orten von Neuem darüber geht, um der Farbe die Rich-
tung zu geben, die sie in Bezug auf die Form des Gegenstandes
haben muss. Man fangt gewöhnlich bei dem Decken einer grossen
Parthievon der linken Seite des Gemäldes an, weil es viel natür-
licher und bequemer ist, den Pinsel von der Linken zur Rechten
zu führen, als umgekehrt.
Hat man einen grauen und wolkigen Himmel zu malen, so
untermale man nicht mit Ultramarin, sondern nehme blos Kork-
schwarz, welches das leichteste und bläulichste von allen schwar-
zen Farben ist; giebt es aber blaue oder nur sehr bläuliche Par-
thießn, S0 nehme man reines Ultramarin für die ersteren und
mische mehr oder Weniger davon (mit Schwarz und Weiss) für
die Zwßiten- Für die Wolken, deren Töne und Färbungen ab-
wechselnd Sind, mische man unter das Grau bald hellrothen
Ocker, bald Lack, und endlich gelben Ocker, wenn sie einen
bräunlichen Ton annehmen. Oft giebt selbst das Ultramarinblau,
das mit Weiss vermischt zum Himmel gedient hat, den erwünsch-