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Lection.
Zweiundzwanzigste
Landschaft.
Alle übr_igen lebhaft grünen, intensiven und tiefen Farben kön-
n'en aus Berlinerblau gemischt werden, die zarten aber, besonders
für die Fernen, aus Ultramarin. Man mischt darunter verschie-
denes Gelb, je nachdem man dem Grün Kraft, einen warmen oder
kalten Ton, wie _er zu dem Gegenstand erforderlich ist, den man
malen will, geben will.
Im Allgemeinen aber muss man mit dem Berlinerblau vor-
sichtig umgehen. Es ist eine schneidende Farbe, die alle Farben,
die man damit vermischst, stark farbt, weil seine Theilchen un-
endlich theilbar sind. Besonders muss man imHimmel, Wasser
und schönen Gewändern, selbst bei der Untermalung, damit spar-
sam sein, weil das Berlinerblau sich in das Gelbgrün verändert
und alle lichten Töne verdirbt, ausgenommen die grünen, wo es
weniger schädlich, ja sogar sehr nützlich ist, Das Berlinerblau
taugt nicht zu schönem Violett, noch zu irgend einem zarten Ton,
es sei denn mit schönem Schwarzblau hinlänglich vermischt, und
wird nur in den Schatten gewisser Draperieen blos bei der Unter-
malung verbraucht, oder mit vielem Weiss vermischt in_der Fleisch-
farbe, wie ich in der sechszehnten Lection, S. 173, bemerkt und ge-
zeigt habe; auch ist beim Malen des Fleisches die Sehmalte im Winter
und das Thenard'sche Blau im Sommer allezeit noch vorzuziehen.
Das Berlinerblau mit Neapelgelb vermischt giebt ein angenehmes,
aber etwas kaltes Grün. Dieses Grün ist nur in gewissen Fallen
gut, wie z. B. in den bläulichen Reflexen, die vom Himmel auf die
Bäume, und zwar auf die Schattenseite, geworfen werden, wo man
es dann mehr aus Blau als Gelb mischt; in einigen grünen Dra-
perieen und in den Blättern einiger Pflanzen oder Blumen, welche
zu den fetten Gewächsen gehören etc. Wenn man sie etwas warm
haben will, so setzt man weniger Neapelgelb und mehr gelben
Ocker hinzu; will man es noch warmer und dunkler haben, so
mischt man blos Ocker und gar kein Neapelgelb darunter; soll es
noch warmer werden, so mischt man es blos mit dunklem Ocker 1).
Was die trüben und gebrochenen grünen Farben betrifft, die
1) Hieraus erkennt man, wenn irgend ein Grün warm erscheinen soll, dass
das Gelb vorherrschen muss. Denn wenn man auch das schönste Goldgelb
gebrauchen wollte, so würde es doch kalt bleiben, wenn in der Mischung das
Blau die Oberhand behält.