Einundzwanzigste
Lection.
Verfahren bei dem Betouchiren blos einzelner Stellen in einem
Gemälde, das schon zwei Mal übermalt ist und in welchem
man nur gewisse Fehler zu verbessern oder einige Töne abzu-
ändern wünscht, ohne Flecke zu verursachen.
Ich nehme jetzt an, dass das Bild nach der zweiten Ueber-
malung vollkommen trocken ist. Es ist selten, dass man nicht
den Wunsch haben sollte, irgend eine Verbesserung vorzunehmen,
bald um eine Parthie mehr abzudämpfen, eine andere kräftiger,
eine dritte frischer oder warmer, bald eine andere Stelle weniger
hart, einen Ton transparenter zu machen, bald einen Drucker
kräftiger herauszuheben, durch Dunkelheit oder Licht, oder end-
lich ein zu sohreiendes Licht zu mildern etc., bald für einzelne
Parthieen, bald für die Harmonie des Ganzen. Nun ist es vor-
theilhaft, wenn man nur die fehlerhaften Parthieen überarbeiten
kann, ohne das ganze Bild iibermalen zu müssen, weil dies eine
sehr beträchtliche Arbeit sein würde, bei der man überdies Ge-
fahr lauft, das, was gut ist, zu zerstören, indem man sich nicht
allezeit versprechen kann, schon gelungene Parthieen mit gleich
gutem Erfolg wieder herzustellen. Wollte man nun diese Correc-
turen tro ckenl) vornehmen und ohne weitere Vorsicht nur einzelne
1) Trocken malen heisst auf eine trockene Parthie Farbe auftragen,
ohne sie vorher mit Oel anznfeuchten. Das gewöhnliche Mohnöl taugt übrigens
nicht gut dazu, weil es theils nicht weiss genug ist, theils nicht schnell genug
trocknet, mithin auf allen retouchirten Stellen sichtbare Flecke zurücklassen
würde. Wenn man trocken malt, so sind die Flecke weniger sichtbar, allein