und
L Sißhte
durchsichtige
Stoffe.
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oder man hebt andere, indem man Weiss darunter mischt, um
ihnen mehr Lieht zu geben.
Ich brauche nicht zu sagen, dass wenn man eine Gaze von
schwarzer oder irgend einer anderen dunklen Farbe auf einen
hellen Grund zu malen hat, dieses sogleich mit der gewählten
Farbe geschehen muss; es würde ungereimt sein, zuvor mit
Weiss zu untermalen. Es darf nur auf einem trockenen Grunde
lasirend gemalt werden, nachdem man zuvor die wichtigsten Falten
mit weisser Kreide angedeutet hat, um sich darnach zu richten 1).
Uebrigens müssen alle diese durchsichtigen Draperieen leicht und
mit freiem Pinsel behandelt werden, ohne dass man sich an tau-
send kleine zufällige Details bindet, die, anstatt zum besseren EHect
der Arbeit beizutragen, derselben schädlich sind. Damit ist keine
Nachlässigkeit, sondern eine geistreiche Art zu malen gemeint,
die nur dasjenige eharakterisirt, was es verdient, dazu gehört
aber viel Geschmack und Gefühl, das Ganze soll dem Auge Ge-
nüge leisten, aber frei und mit wenig Mühe gemacht sein.
Man empüehlt, im Allgemeinen nicht zu viel Gewicht auf
die Gewänder zu legen, sowie auch auf alle übrigen Nebenpar-
thieen, und zwar mit Recht. Denn die zu ängstliche Ausarbei-
tung dieser Dinge stört die Aufmerksamkeit des Beschauenden
und lasst den Kopf und die übrigen Fleischtheile nicht so voll-
endet erscheinen. Allein man muss diesen Grundsatz so ver-
stehen, wie ich eben gesagt habe, das heisst, man muss nicht
glauben, einer sorgfältigen Behandlung der, Nebensachen ent-
bunden zu sein, sondern man soll sich einfach bemühen, den
Geist der Sache wiederzugeben, ohne sich lange dabei aufzuhalten.
Vor allen Dingen suche man die Falten an dem Modell
selbst gut zu ordnen, die parallelen Falten, welche dem Auge
unangenehm sind, besonders aber diejenigen, welche die Form
eines Gliedes unkenntlich machen und sich bis in das Fleisch
zu vertiefen scheinen, zu vermeiden. Man entschuldige sich nicht
1) Man hat von der weissen Kreide, die auf der Leinwand zurückbleibt,
keine nachtheiligen Folgen zu befürchten, weil sie, in Oel gebraucht, gar 111cm
deckt. Indessen thut man wohl, nur das Nöthigstß damit Zll Zeichnen, und
nicht zu viel zu thun, weil dieser weisse Staub sich leicht über das ganze Ge-
mälde zerstreut.
Bwuvier, Oelmalerei. 4. Aufl.